Ich bereue es, ich bereue es nicht, ich bereue es….in der MPU, dem Depperltest, wie man bei uns in Bayern sagt, muss man natürlich alles bereuen. Die Fahrt unter Alkohol Einfluss und überhaupt das bisherige Leben, MEIN Leben als Schlampe, die ich ja wohl war, weil ich ich tatsächlich mit 1,3 Promille Auto gefahren bin.
Ab 1,1 Promille im Blut gilt ein Verkehrsteilnehmer als absolut fahruntauglich. Wer dennoch fährt, begeht eine Straftat. Das war mir damals, nach dem Mädelsabend, natürlich nicht bewußt. Ich hatte eigentlich gar nicht vor so viel zu trinken. Oder, ehrlich gesagt, ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht. Mein Gott, ein Gläschen Wein, was soll’s und ich wohne ja auch direkt in der Nachbarschaft. Von Sabine bis zu mir sind es Luftlinie keine zwei Kilometer. Ein ruhiges, menschenleeres Wohngebiet, da geht nach 20 Uhr kein Mensch mehr vor die Tür.
Vor allem nicht an jenem Dezemberabend, es war eiskalt, neblig und es schneite leicht, ein richtiges Sauwetter. Wir hatten es uns bei Sabine gemütlich gemacht, sie ist eine Kollegin und Freundin von mir, wir arbeiten seit 5 Jahren zusammen in einer PR Agentur, sie als Texter, ich als Kontakter. ICH bin Caro, 33, groß, dunkelhaarig, sexy Figur, geboren in Stuttgart, wohnhaft in München. Zur Zeit der Alkoholfahrt war ich Single. Ein fröhlicher Single. Unsere „Donnerstagsrunden“ waren legendär, normalerweise trafen wir uns bei einem schicken Italiener und zogen dann weiter, aber an diesem Abend hatte Sabine keinen Babysitter und lud die Truppe, wir sind zu viert, vier Kolleginnen, zu sich nachhause. Tim, ihr Mann, war auch mit seiner „Donnerstagsrunde“ on Tour und so hatten wir das schöne Haus für uns. Sabine zündete den Kamin an, servierte eine herrliche Käseplatte und dazu öffnete sie einen schweren Rotwein aus Tims Weinsammlung. Den gönnen wir uns, sagte sie und wir prosteten auf das zurück liegende Jahr, es war erfolgreich gewesen.
Wir kamen ins erzählen und diskutieren, wir lachten und lästerten, die zweite Flasche wurde geöffnet und dann die dritte. Ich hatte ordentlich gegessen, ich hätte nie gedacht, dass ich soviele Promille hatte, aber wenn ich ehrlich bin, dachte ich darüber gar nicht nach – und nach dem zweiten Glas wäre es mir auch egal gewesen.
Mediziner raten, pro Tag nicht mehr als 20 g (Frauen) bzw. 30 g (Männer) reinen Alkohols zu sich zu nehmen. Das entspricht dem berühmten Gläschen Rotwein. An 1 – 2 Tagen pro Woche soll man gar keinen Alkohol trinken. Oberhalb dieser Grenze gefährdet man seine Gesundheit – und kommt in den riskanten Sucht-Bereich. Ich lag damals weit darüber, hätte aber nie gedacht, dass ich damit als problematisch oder gar als süchtig eingestuft werden könnte. Es war doch alles…normal!?
Als Kontakterin in einer Agentur treffe ich ständig Kunden. Es ist üblich, dass man zum Abendessen geht und dabei auch etwas trinkt. Locker werden. Entspannen. Ein, zwei Flaschen Wein am Abend sind da die Regel und nach dem Essen noch ein Absacker und vor dem Essen ein Aperitiv oder ein Glas Champagner. Ich habe das zum Schluß als normal empfunden. Das muss man sich mal vorstellen!
Ich bin in die Sucht gerutscht, ohne nach zu denken. Als Junior Kontakterin war ich noch vorsichtig mit Alkohol und blieb abends, wenn ich nicht aus ging, trocken. Aber mit der Karriere und dem steigenden Stress fing ich an, mir auch daheim ein Gläschen, ich benutzte tatsächlich den Diminuitiv um meinen Alkoholkonsum klein zu reden, ein Gläschen Rotwein zu gönnen. Zum runter kommen. Gute Laune, alles easy und einschlafen geht auch besser. Wenn mein Lieblingswein mal wieder zu Ende ging oder ich gar keinen Wein oder Alkohol mehr daheim hatte, fuhr ich auch mal nachts noch zur Tanke und legte nach. EINMAL, ist doch alles nicht so tragisch, oder?
Doch, ja, ich hatte ein paar Aussetzer. An Wochenenden,wenn ich mit Freunden unterwegs war, gab ich erst recht Gas. Einmal fehlte mir am nächsten Morgen ein Schuh. Es fehlte mir einfach mein rechter Adidas Stan Smith, keine Ahnung, wo der geblieben war. Und ein anderes Mal muss ich dem Taxifahrer statt 20 200 Euro gegeben haben. Mein Geld war nämlich weg. Und natürlich gab es auch ein paar schreckliche One Night Stands, die ich am nächsten Morgen schon fies bereute. So wachte ich neben einem stinkenden, zahnlosen Bubi-Typen in einer stinkenden Kiffer-Bude am Ende der Stadt auf, ich weiß bis heute nicht WIE ich da hin kam und was mich da wohl geritten hatte. Um mich lauter Drogen Typen, die schliefen oder vor sich hin dösten, ich hatte panische Angst und rannte durch diese asoziale Gegend bis ich endlich ein rettendes Taxi fand. Aber hey, es schien mir alles im grünen Bereich. Lustige Geschichten für den schnellen Lacher in der Mittagspause, ha, wie komisch..
Anzeichen für Alkoholabhängigkeit sind: – nicht mehr auf Alkohol verzichten können – steigende Konsummenge (Toleranzbildung) – Entzugssymptome beim Absetzen oder Reduzieren des Konsums (z.B. Zittern, starkes Schwitzen, Pulsanstieg) – Vernachlässigung anderer Interessen – Weitertrinken trotz schädlicher Folgen
Nicht alle, aber ein paar Faktoren waren bei mir gegeben, als ich an jenem verhängnisvollen Abend um kurz nach 12 nach Hause fuhr. Es war nicht einmal eine Zivilstreife, es war ein richtiges Polizei Auto, dass plötzlich hinter mir fuhr. Keine Ahnung, wo die her kamen und was die in unserer Gegend gemacht haben, doch plötzlich waren sie da. Die Blinker gingen an und eine Kelle wedelte aus dem Fester, ich wußte, was passieren würde. Es war klar, dass ich jetzt meinen Führerschein verlieren würde und dass mein Leben nicht mehr wir früher sein würde. Und dann – 500 Meter vor meiner Haustür – lief ein schrecklicher, unbarmherziger Film ab, es war einfach nur scheußlich. Anhalten, Führerschein, sind Sie mit einer Alkoholkontrolle…..die beiden Beamten, ein jüngerer Mann und eine unglaublich muskulöse Frau, waren humorlos und spulten professionell das Programm ab. Pusten, nochmal pusten, ein Arzt nahm Blut ab, dazwischen warten…und warten…und bangen…. Ich zahle meine Steuern pünktlich, ich spende für Kinder in Afrika, ich hatte noch nie einen Verkehrsunfall und kam auch nie mit dem Gesetz in Konflikt und jetzt…..ich kam mir vor wie eine Verbrecherin. Wie der letzte Dreck. Beschmutzt und besudelt. Das war doch alles einfach nur ungerecht! Und ich wußte noch nicht, dass alles noch viel schlimmer kommen würde, es war nur der kleine süße Anfang…..
Lesen Sie morgen: Führerschein weg, totaler Kontrollverlust und der lange, harte Weg durch die MPU
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Alles ein bisschen too much. Ohne die Übertreibungen wäre es besser.
Frauen finden halt immer alles dramatisch.. aber es war auch dramatisch… leider!