Beitragsfoto und unten: Arm Candy von Gabriele Frantzen, Armbänder mit Tierkopf-Motiven
Ihr Erfolg begann mit einer Niederlage. Gabriele Frantzen, damals Agentur-Besitzerin in München, suchte eine dekorative Halskette. Und fand keine. Also designte sie ein Modell für sich selbst, nach eigenen Vorstellungen und mit kleinen antiken Perlen, die sie auf einer ihrer vielen Reisen rund um den Globus gefunden hatte.
Das war die Geburtsstunde des legendären Statement-Colliers, dass die Wahl-New Yorkerin viele hundert Male an die exklusivsten Läden der Welt verkaufte. Bergdorf Goodman, New York, Bon Marché, Paris, L’Appartement, Seoul, Apropos, Düsseldorf, Hamburg und München. In den Jahren 2012 und 2013 war es für eine moderne, internationale Frau quasi unmöglich OHNE Statement-Collier auf die Straße zu gehen. Role-Models waren Sarah Jessica Parker, Olivia Palermo und eine unbekannte Bloggerin namens Leandra Medine, die später Gabriele Frantzen den endgültigen Durchbruch bescheren sollte.
Und zwar mit ihren Arm-Candies, süßen, bonbonbunten Streifen-Bändern, die mit Löwenköpfen, Schlangen oder Reptilien besetzt waren und stylish um das Handgelenk gewickelt wurden. Denn die Statement-Colliers waren längst von Zara kopiert und Gabriele Frantzen landete den nächsten Coup. Im Moment sind Bag-Straps, dekorative Taschen- Riemen ihre Bestseller.
Glamometer traf die Designerin in ihrer zweiten Heimat „Tagesbar“ in München und sprach mit ihr über die Hebel einer Modebranche im Aufbruch.
G:: Online oder Offline, wo kommt der Erfolg her?
G.F.: Aus beidem! Erfolg in der Modebranche gibt es ausschließlich mit einer 360° Strategie. Print wirkt nach wie vor. Ich hatte unlängst einen Artikel in der FAZ, danach standen die Telefone nicht still. Übrigens auch noch Wochen nach der Veröffentlichung. Print bringt das Image nach vorne. Wobei ich meinen größten Umsatz-Push durch einen einzigen Instagram Post von Leandra Medine auf „Man Repeller“ erlebt habe. Das war wirklich ein Tsunami. Ich denke, dass die Interaktion aus Online und Offline der Schlüssel zum Erfolg ist. Einkäufer schauen heute nicht mehr nur auf Messen wie dem Berliner Salon oder der Premium nach neuen Marken, sondern scouten auch auf Instagram. Ich bekomme sehr viele Neukunden ausschließlich durch dieses phantastische Medium.
G.: Ein zwei Posts und dann kommt der Erfolg?
G.F.: Leider ist es nicht ganz so einfach. Das funktioniert nur mit einem wirklich coolen Produkt. Die Kunden spüren instinktiv, ob ein Armband oder eine Kette wirklich top modisch sind, oder ob ein Blogger dafür bezahlt wurde, damit er dieses Produkt in die Kamera hält.
G.: Der deutsche Einzelhandel ist verunsichert, die Umsätze stagnieren – im besten Fall. Was machen sie falsch?
G.F.: Die sind erstens zu langsam. Die Geschwindigkeit, die heute läuft, ist gigantisch, der Einzelhandel hechelt hinterher. Da werden Strategien oft noch sechs Monate im Voraus geplant. Dabei können im Instagram Zeitalter schon sechs Tage zu viel sein. Zweitens verlangt der Kunde heute nach Inspiration. Wenn er schon seine kostbare Zeit investiert und shoppen geht, dann erwartet ein Erlebnis, ein Glas Champagner, toll dekorierte Schaufenster, eine Modeschau, eine besonders aufmerksame Verkäuferin, irgend EIN Value, sonst shoppt er online. Und drittens sehen die Sortimente zu gleich und zu langweilig aus. Wenn ich schon bei Zara eine Bluse mit angesagten Jaquemus-Ärmeln bekomme, warum soll ich dann für mehr Geld ein weniger schickes Modell kaufen?
G.: Es gibt Ausnahmen….
G.F.: Inhabergeführte Geschäfte mit einem individuelleren Sortiment und appetitlich präsentierter Ware – auch Online. Ein eigenes Instagram-Profil inspiriert die Kunden und ist schnell gemacht. Stichwort Geschwindigkeit und Authentizität. Selbst Vogue fotografiert doch heute dem i-phone. Das ist die Neuzeit!
G.: Sie sind selbst eine Art Mode Ikone. Wie wird man das?
G.F.: Indem ich festgestellt habe, dass ein gutes Instagram Foto mit MIR und meinen Armbändern, diese viel besser zu verkaufen hilft, als ein Foto mit einem unbekannten Model. Die Leute wollen eine coole, echte Frau sehen, dann glauben sie auch, dass das Produkt cool ist. Da es heute keine Statement-Bags mehr gibt, habe ich immer Statement-Accessoires dabei und wechsle tagsüber nach Lust und Laune meinen Look. Click, Foto, click, online, so schnell geht das!
G.: Was würden Sie jungen Designer raten?
G.F.: Dinge entwerfen, die es nicht gibt. Limited Editions. Kooperationen. Pop-up Stores. Wir brauchen keine Trittbrettfahrer mehr. Wir brauchen Kreativität!
A.W.
Unten: Gabriele Frantzen mit ihren ikonischen Bag-Straps, dekorativ gestreiften Taschen-Riemen
Unten: Arm Candy funktioniert auch als sexy Knöchel-Candy…
Unten: Team Glam-o-meter auf dem Messe Stand bei Gabriele Frantzen, bei der Premium Berlin
Fotoquelle: Instagram