Beitragsfoto: Wer hat den Durchblick in Sachen Liebe? Masken bei Gucci. Copyright: Glamometer
Sarah ist schwanger. Von unserem Prokuristen. Das ist ein Sechster im Lotto für sie – aber eine Katastrophe für ihn. Denn unser Prokurist ist verheiratet. Aber nicht mit Sarah.
Sarah hat ihr Leben lang auf diesen Punch gewartet. Auf das finale K.O. von irgendeinem Trottel, einem mit Geld versteht sich.
Sarah ist unsere Betriebsmatratze, richtig gelesen, unsere Betriebsmatratze, sie hatte schon diverse Affären bei uns und immer nutzte sie sie zu ihrem Vorteil und rutschte auf der Karriereleiter nach oben. Oder bekam wenigstens krasse Vergünstigungen im Job. 2 Tage „Homeoffice“ beispielsweise, Homeoffice in Anführungszeichen, denn daheim macht sie wenig bis nichts – außer ihren Liebhaber zu empfangen. Unseren Prokuristen.
Eigentlich geschieht es ihm recht. Was muss er auch eine Affäre mit Sarah beginnen?! Er hat eine nette Frau und zwei kleine Kinder, er hat gerade ein Haus gekauft, was umgebaut wird, ich weiß nicht, wie das finanziell gehen soll, wenn er jetzt noch für ein drittes Kind, das von Sarah zahlen soll.
Sarah ist das alles egal. Sie ist im siebten Himmel. Finanziell abgesichert. Einmal vom richtigen schwängern lassen und dann nie mehr arbeiten. Bitch! Ja, ich kann Sarah nicht ausstehen. Keiner kann sie ausstehen. Sie gehört zu der Sorte Frau, die immer Probleme machen, die nie ihre Arbeit auf die Reihe kriegen, liegen lassen für andere, aber angeben wie eine Tüte Mücken. Viel Wind, nix dahinter. Das ist Sarah.
Schon ihre ekelhaften Fitnessstudio Fingernägel, so lang und so billig. Und dann ihre kurzen Röcke. Kurz und eng. Rot, weiß oder schwarz. Immer mit abgelaufenen Pumps. Sie sieht aus wie eine Prosituierte, aber darauf stehen die Männer bei uns – wir arbeiten in einer internationalen Logistik-Firma.
Vielleicht stehen auch anderenorts die Männer auf sowas. Sarah war „lange“ mit einem „Unternehmer“ liiert – sagt sie. Wahrheit: sie hatte eine Affäre mit dem Betreiber einer örtlichen Videothek, die aber schon vor langer Zeit Pleite ging. Ihre 15 jährige Tochter ist von dem Typen, der jetzt in Thailand lebt und nichts zurück ließ außer der Disposition zu Drogen, die seine Tochter geerbt hat, denn Sarahs Tochter bekam schon mit 12 Besuch vom Jugendamt.
Ja, das ist alles traurig. Es ist schrecklich eine drogensüchtige Tochter zu haben, die aus allen Schulen flog, die dealte und stiehlt. Andererseits: Sarah hatte Glück mit dem festen Job bei uns, man verdient recht gut, sie hätte ein geregeltes Leben führen können, können, hätte, Fahrradkette. Sarah ist 38 Jahre alt und arbeitet seit 14 Jahren bei uns und mit mir. Sie kam zunächst über eine Leiharbeiterfirma. Irgendwie schaffte sie es dann bei der Weihnachtsfeier den zuständigen Personaler zu verführen. Der arme Personaler! Ein blasser Mann in seinen Fünfzigern, ledig und lächzend, war Minirock-Sarah verfallen. Er glaubte an die große Liebe, Sarah an die Chance auf Festanstellung. Das kam dann auch so. Aber als sie die Stelle hatte, wollte sie von unserem Personaler nichts mehr wissen, der daraufhin die Nerven verlor. Der Personaler war derart in Liebe entbrannt, dass er nicht nur Eifersuchts-Szenen im Büro hinlegte, er lauerte Sarah auch auf dem Heimweg auf, aus dem armen Kerl wurde ein Wrack. Sarah hat seit dem den Ruf eine Sex Bombe vom anderen Stern zu sein. Ihr Fame to claim. Traurig, aber wahr: Männer heizt sowas an. Sie finden die Vorstellung einer verdorbenen Affäre sexy. So nahm sich Sarah jedes Jahr einen anderen Kerl zur Brust. Und immer profitierte sie davon.
So darf sie beispielsweise einmal im Jahr zur Messe nach Frankfurt – „auf Akquise“ wie es offiziell heißt, dabei akquiriert sie ja gar nichts. Wozu auch? Wir sind ein Logistik-Unternehmen. Es ist immer die gleiche Truppe, die nach Frankfurt fährt, unser Technik-Chef, unser Dispo-Leiter, der Chef vom Fuhrpark – und Sarah. Ich persönlich denke, nein, wir alle denken, dass die vier was miteinander haben, und dass es sich bei dem Messe-Besuch um eine firmenfinanzierte Vergnügungs-Reise handelt. 3 Tage dauert Frankfurt, und wenn Sarah zurück kommt, ist sie jedesmal völlig fertig und schreibt frech „Überstunden“ auf, weil sie ja auf den Abendveranstaltungen so lange sitzen musste. Die Arme!
Sarah und ich betreuen immer mal wieder einen großen Kunden zusammen, bzw. erarbeiten Angebote dafür. Das ist extrem aufwändig und man muss akribisch vorarbeiten, was ich gut kann. Sarah kann das nicht, oder sie will es nicht, jedenfalls bleibt der Großteil der Arbeit immer bei mir hängen und wenn es zur Präsentation kommt, schiebt sich sich geschickt in den Vordergrund und sahnt die Lorbeeren ab. Das hat sie schon immer gemacht, deshalb will keiner mehr mit ihr arbeiten. Aber beschweren geht auch nicht, denn unser Chef ist ja ihr Liebhaber. Und jetzt auch der Vater ihres ungeborenen Kindes.
Die Affäre zwischen Sarah und unserem Prokuristen geht schon relativ lange, bzw. die beiden hatten schon mal was bevor er seine Frau heiratete. Vielleicht ist die Schwangerschaft auch Sarahs Rache an der Gattin vom Prokuristen, eine höhere Tochter aus gutem Haus, für die er Minirock-Sarah damals eiskalt den Laufpass gab. Da hat sie ganz schön daran geknabbert, die Gute.
An der letzten Weihnachtsfeier ging wieder los mit den beiden. Es war so offensichtlich wie Sarah ihn abfüllte, wie sie ihn anlachte und anhimmelte und mit ihrem großen Busen wedelte. Sie hatte das unmöglichste Kleid an, was ich jeh gesehen habe, die ganze Belegschaft war baff. Es war ein knallenges kirschrotes Satinkleid, super kurz und mit hunderten von bunten Schleifen besetzt. Sie sah aus wie ein Bonbon – zum anbeissen fand der Prokurist.
Ja und jetzt ist Sarah da angekommen, wo sie immer hin wollte. Sie hat eine Führungskraft, einen „anständigen“ Mann, an der Angel. Er wird sie versorgen, muss sie versorgen, und wahrscheinlich zahlt er mehr als er muss, damit sein Frauchen das alles nicht mit kriegt. Wir leben in einer Großstadt, da kann man manches verheimlichen.
Sarah und ihr großes Los. Sie strahlt wie eine Olympiasiegerin. Doch ihre Freunde hinterlässt bei uns, ihren Kollegen, eine bitteren Nachgeschmack. Sarah hat unseren Prokuristen rein gelegt. Das ist nie ein guter Anfang…