Ein ganzer Tag nur Mist. Gottseidank ist der Spuk heute, wo ich diese Zeilen schreibe, vorbei. Ich lebe wieder!
Mein Sch…Tag
1.Die falsche Kundin. Ein Segen der Selbständigkeit ist die Abwesenheit eines „bösen“ Chefs. Niemand Rechenschaft ablegen müssen, tun und lassen können, was man mag, das scheint ein großes Los.
Es stimmt leider nur bedingt. „Politik am Arbeitsplatz“ driftet von der festen Planstelle einfach weiter zum Kunden, von dessen Goodwill die Auftragslage abhängt.
Neukundengewinnung! Eigentlich ist dafür meine Managerin zuständig, die das wirklich super sensationell auf die Reihe bringt und eigentlich gibt es wirklich gar nichts zu meckern.
EIGENTLICH. Doch dann, ausgerechnet an meinem Sch….Tag mußte ich mich nach einer langen Modewochennacht mit ausführlichem Abendessen und anschließender Fashion Party um 6.30 Uhr aus den Federn quälen, denn es wartete: eine Neukundin. Ältere Dame, Modeschmuck, ganz nett, nix Großes und nur ein Miniatur-Budget, aber hey.…
Der Termin war von ihrer Seite schon mehrmals verschoben worden, kein gutes Zeichen, aber ich wollte auch nicht den Spaßverderber geben und – auch wenn es nur um ein Mini-Budget ging – pünktlich mit meiner Agentin zum Frühstück erscheinen. 7.45 Uhr war die einzige Uhrzeit, die der Kundin „passte“, na gut.
7.45 Uhr also bei uns im Kaffee, mit frisch geföhnten Haaren und top gestylt. Wir redeten eine gute Stunde über die Branche, ein kurzer Überblick, auch international. Danach hatte sie viele Fragen: wo ich Wachstumschancen sehe, wie ich ihr Unternehmen neu positionieren würde, Quick Wins, wie ich es schaffe, dass mein Instagram Profil so gut wächst….. ich beantwortete alles ausführlich und detailreich. Wir saßen bis nach 10 Uhr.
Ich berate einige eingesessene Modefirmen, die Weiterentwicklung einer Marke ist ja heute kriegsentscheidend. Das wird selbstverständlich vergütet. Fairer Deal. Ich gebe Wissen, Kontakte, Knowhow und Strategie, der Kunde zahlt dafür.
Ich „schenkte“ der Neukundin also ein Counceling in der festen Annahme, dass unser Treffen einer GEMEINSAMEN Geschäftsentwicklung galt. Fragt meine Managerin: Und? Antwortet die „Kundin“: Wie? Zusammenarbeit ?? Dafür habe ich kein Budget, es läuft nicht so gut, ich wollte nur mal Frau Weber kennen lernen, ich habe so viel von ihr gehört.
2. Das Ketten Hotel. Um 7 Uhr, ich stand gerade im Badezimmer und föhnte die Haare, kam der Zimmerservice zum ersten Mal ins Zimmer – ich hatte offensichtlich das Klingeln nicht gehört und erschrak mich zu Tode als die Tür ging. Die Damen entschuldigten sich und zogen ab.
Kamen kurz darauf wieder, ich schminkte mich gerade, mußte ja um 7.Uhr 45 die Neukundin treffen. Ich hatte offensichtlich das „Do Not Disturb“ Signal nicht eingeschaltet. Selber schuld. Nicht tragisch, nervt halt. Vor-Frühstücks Kaffee aufs Zimmer dauerte ewig, dann hatten sie auch noch den Zucker vergessen, nicht tragisch, aber nervt halt.
Beim auschecken eine ewige Warteschlange, nicht tragisch, nervt aber. Ich hatte ein Paket von Mode-Kunden bekommen, Shooting mit der Ware und wollte es vom Hotel aus wieder zurück schicken. Eigentlich ein Standard, sollte man meinen. Ging aber nicht. Nicht tragisch, meine Assistentin kam dann vorbei und organisierte den Rücktransport.
Der Typ an der Rezeption war NATÜRLICH gestresst, bei soviel Publikumsverkehr und vergaß mein Taxi zu bestellen. Nicht tragisch, nervt aber. So ist das in Ketten Hotels. In Bunkern mit mehr als 300 Zimmern, die alle oakyish sind. Aber es läuft halt keiner die berühmte Extrameile. Und genau dann, wenn Du weg von daheim bist, weg von der Familie und der Komfort-Zone, wenn Du labil und bedürftig bist, genau dann landest Du in einem Ketten Hotel!
3.Das Ruckel Taxi. Es gibt Menschen, die nicht Auto fahren können, obwohl sie einen Führerschein besitzen. Sie beherrschen ihren Wagen nicht richtig. Sie ruckeln beim fahren. Grundloses Gasgeben beim anfahren, Vollbremsung an jeder Ampel. Ergebnis: man wackelt. Wird geschüttelt. MIR wird dabei übel. Sehr übel. Erst bekomme ich leichte Kopfschmerzen, dann Schwindel und schließlich….das will ich natürlich keinem Taxifahrer antun, also sage ich rechtzeitig: Bitte fahren Sie ruhig langsam, ich habe es nicht eilig. Ich kann ja nicht sagen, dass er scheiße fährt und sich mal am Riemen reißen soll.
Ich war also ganz besonders nett und höflich… und dann flippte der Taxler völlig aus. Nicht wegen mir, sondern wegen einem anderen Auto, dass uns schnitt. Zweimal. Das erzürnte meinen Taxifahrer so derartig, dass er den gegnerischen PKW auf der Gegenfahrbahn überholte, anhielt, aus dem Auto ausstieg und in einer Sprache, die ich nicht kenne und verstehe verbal fertig machte. Er war total aggressiv, der „Gegner“ aber auch, ich hatte echt Schiß. Man weiß ja nie: Bandenkriminalität? Organisiertes Verbrechen? Als Frau sitzt Du dann alleine im Taxi mitten in der Stadt und schlotterst mit den Knien…. ich überlegte ob ich türmen sollte, aber mein Koffer war im Kofferraum.
Über diese Gedanken kam der Taxler zurück und fing lauthals zu telefonieren an. Wahrscheinlich erzählte er von seinem Erlebnis. Es war schrecklich befremdlich und ich war nur froh, als ich endlich am Airport mit Schädelbrummen, aber sonst unbeschadet, aussteigen konnte. Zur Vorsicht gab ich gutes Trinkgeld. man weiß ja nie….
4. Die Lügnerin kommt durch. Oder auch nicht. Sarah führt ein Fake Leben. Sie ist mit einem vollkommen untreuen Ehemann verheiratet und hat 3 gräßlich verzogene Kinder, aber ein gut funktionierendes Facebook Profil, wo sie die ganze Zeit nur Fake News postet. Der glückliche Vater mit den glücklichen Kindern, beim wandern oder Skifahren und immer mit oberpeinlichen Texten darunter, die vor Schmalz nur so triefen..ich darf mich glücklich schätzen..demütig freue ich mich….gesegnete Tage…
Alle in ihrem näheren Umfeld sollen denken, dass Sarah die Ober-Mutter und Vorzeige Ehefrau ist. Dabei ist Sarah komplett überfordert mit ihrem Leben. Mit den Kindern, die ständig die Schule wechseln müssen, (was als „Aufstieg“ in eine anspruchsvollere Schule verkauft wird), und schrecklich vorlaut sind und die Älteste, 14, „ist sie nicht ein Engel – und noch so ein Kind?!“ hat einen 22 jährigen Freund und präsentiert sich auf Snapchat im BH. Sarahs Ehemann hat einen Hang zum Alkohol und zu sehr jungen Freundinnen, und bescheisst seine Gattin nach Strich und Faden, und weil er es nicht mal verdeckt tut, kommt es zu regelmäßigen Handgreiflichkeiten.
Ich bin immer wieder baff, wie verzweifelt (oder: dreist) Sarah lügt. Es ekelt mich mittlerweile, dass ich daneben stehe, und nichts sage, wenn sie ihren Mann wieder so ostentativ lobt, wie aufmerksam er doch sei und täglich gibt’s Sex und Blumen, ja aber nicht für Dich, liebe Sarah!
Und die Kinder! Lauter Einser und hochbegabt, deshalb wechseln wir schon wieder die Schule, für solche Genies ist ja nicht jede Schule passend. Ich ertrage Sarah nur ab und an, und will mir diese Lügengeschichten nicht mehr anhören und sage das Abendessen bei Sarah am Abend ab.
Ich habe Kopfschmerzen lüge ich. Und treffe mich mit einer alten, wirklichen Freundin im Tambosi. Wir sitzen auf der Straßenseite am Odeonsplatz. Und wer fährt mit dem Porsche vorbei? Sarah. Ausgerechnet Sarah, die doch eigentlich JETZT ihr Abendessen ausrichten sollte. Wahrscheinlich haben wieder alle Gäste abgesagt. Nach 1 Minute kommt prompt eine beleidigte WhatsApp: „Ich dachte Du hättest Kopfweh?“ Okay, das habe ich jetzt tatsächlich….Sch…Tag