Angela Merkel trägt ihre bewährten Dreiknopfblazer unverändert seit 2005. Das kann man langweilig finden. Oder eine machtpolitische Meisterleistung. Beides stimmt.
Die Kanzlerin regiert Deutschland sachlich und konsensbetont – so wie sie sich kleidet. Es ist ihr Stil: GoKo! Der größte gemeinsame Nenner, für jeden was dabei.
Merkels Outfits: Blazer in Pantone Farben, gerade Hosen, Shirt, Kette. Immer gleich. Immer vorhersehbar, einschläfernd, geschlechtsneutral.
Das ist keine Damen-Garderobe! Es ist eine Kanzler-Uniform.
Angela Merkel schaut man an, aber man sieht sie nicht. Man hört ihr zu.
Taktik Analyse:
+ Dreiknopfblazer = Gender Equality. Merkels typische Jacken haben eine lange Knopfleiste und ein verkürztes Revers. Die Figur erscheint kastig – im Gegensatz zum (modischen) Einknopfblazer. Weibliche Kurven – eliminiert!
+ Merkels #metoo Moment war Oslo 2008, als ihr Dekolleté zum Medien-Thema wurde. Seither trägt sie selbst zur Oper: Dreiknopfblazer!
+ „Runde“ Schultern ohne Polster. Die Kanzlerin verdeckt ihre Macht. Keine Angriffsfläche für Alpha Männer um sie herum. Denn: „Power-Schultern“ wirken aggressiv. Beispiel: Brigitte Macron. Die messerscharf geschnittenen Kostümjacken der französischen Präsidentengattin signalisieren ehrgeizigen Feminismus.
+ Alle Frauen lieben Handtaschen. Gemeinsamkeit! Die Kanzlerin kramt in ihrer „Pliage“ von Longchamp. Es ist die vernünftigste Tasche der Welt, aus abwaschbarem Nylon, mittleres Preissegment. Sie hat nicht mal ein Innenfutter, aber fancy Fans wie Herzogin Kate, ist deshalb eine it-Bag!
+ Schland-Kette. Merkel typisches Statement-Collier, die Kanzlerin glänzt! Halbedelsteine wie Onyx, Bergkristall lassen ihr Gesicht strahlen. Diesen „liftenden“ Effekt hätten auch Ohrringe, wie sie Briten-Premier Theresa May trägt. Nur: Ohrringe klappern beim telefonieren – schlecht für Handy-Vielnutzer wie AM.
+ Farb-Psychologie. Merkels Farbklecks-Jacken stechen auf Gruppenfotos aus dem Meer grauer Anzugträger heraus. Staatsbesuch in USA: Merkel im Dreiknopfblazer in modischem Balenciaga-Blau. Wirkung: Neben der Kanzlerin sieht Donald Trump in seinen (zu) großen Anzügen und seinen (zu) langen Krawatten, die modisch aus den 80ern stammen, buchstäblich alt aus.
+ Karl Lagerfelds Zopf, Anna Wintours Bob, Merkels Mecklenburgischer Kurzhaarschnitt. Erfunden vom Berliner Friseur Udo Walz. Es ist ein „Signature-Look“, eine zeitlose Markenzeichen Frisur. Alle sechs Wochen nachgeschnitten, nie verändert. Vorteil: Alterslosigkeit auf Fotos
+ Preußischer Purismus statt Pariser Pomp! Emmanuel Macron trug als Investmentbanker elitäre Maßanzüge von Lagonda (ca. 1200 E), ersetzte sie PR-wirksam durch 400 E Modelle von Jonas et Cie., einem hippen Jugend- Label. Madame Macron trägt Vuitton. „Designer“ der Kanzlerin: Bettina Schönbach, Hans-Peter Weyrich – aus Idar-Oberstein. Reisen die die Macrons nach USA, ist die Schlagzeile: Garderoben Battle der First Ladies. Kommt die mächtigste Frau der Welt, geht es um Syrien. Bodenständigkeit statt Glamour. Wir schaffen das!
Diesen Artikel veröffentlichte die Autorin, Annette Weber, zuerst in BILD