Kawatten sind out, nur Anwälte oder Banker tragen noch welche – aber die müssen sich auch bei ihren Kunden anbiedern.
Wie bitte?
Disruption ! Die digitale Transformation ist in der Business-Mode angekommen. Die Tech Szene gibt jetzt den modischen Takt vor. „Design Thinking“ – Kleider machen Leute.
Im Silikon Valley trägt man Sneakers und T-Shirt, genau wie in der Berliner Startup Szene. Bei Meetings sitzt man lässig auf Couchen oder gleich auf dem Boden, in Pausen spielt man Tischkicker – selbst CEOs (und Milliardäre) wie WhatsApp Gründer Jan Koum oder Mark Zuckerberg von Facebook tragen selten Anzüge – und noch seltener Krawatten!
Die alten Dresscodes gibt’s nicht mehr. Alle erfinden sich neu, geben sich kreativ – und unterstreichen das auch äußerlich. Bloß keine Krawatte! Die schmalen Seidentücher, einst Statuss-Symbole für Stand und Position, sind fast schon stigmatisierend. Dunkler Anzug und steife Krawatte ist gleich exorbitanter Tagessatz – pah!
„Overdressed ist heute ein Geschäftsrisiko“ klagt ein Unternehmensberater, der nicht genannt werden will. „Die zweite Frage meiner Leute lautet jetzt immer: wie ist der Dresscode?“
Die Einstiegspreislagen für Anzüge liegen im Massenmarkt bei 299 Euro, im gehobenen Segment bei 499 Euro. Ein ordentliches Baumwollhemd kostet etwa 49 Euro im Fachhandel – wobei 60 Prozent aller Businesshemden beim Discounter gekauft werden, zu Preisen zwischen 15,99 Euro und 19,99 Euro.
Wenn KATAG Vorstand Angelika Schindler-Obenhaus über Männermode spricht, hat sie die Zahlen parat. Es ist ein trockenes Thema – mit Musik drin. Etwa 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die deutsche Haka mit klassischer Business Mode, also mit Anzügen und Hemden.
„Die größte Neuerung sind schmal geschnittene Anzüge“ sagt Schindler-Obenhaus, „und bunte Socken, seit die Männer keine Krawatten mehr tragen“. Die italienisch schmal geschnittenen Anzüge haben es in Deutschland allerdings nicht leicht – der Durchschnitts-Body ist eher kräftig und sieht im klassischen „Rumpf“, so heißen die Sakko-Formen, einfach besser aus.
Und während die deutschen Männer sich langsam an „Slimfit“ heran tasten – sind die internationale Herren modisch schon wieder weiter – im Wortsinn – bei voluminösen Bundfaltenhosen. The Germans – vier Jahre hintendran.
„Die deutsche Kundin achtet auf ein ehrliches Preis-Leistungsverhältnis“, erklärt Nicola Maramotti von Max Mara, die weltweit 2300 eigene Stores betreiben mit 5670 Mitarbeitern. Max Mara ist DIE Adresse für Businessfrauen von Welt, hier kaufen die weiblichen Mover & Shaker ihre Ausrüstung wie: den ikonischen „Teddycoat“, weit und elegant wie ein Bademantel geschnitten, aus camelfarbenem Plüsch und nur auf Warteliste zu haben – ein internationaler Mega-Hit. Der Ansturm auf diesen klassischen und doch extravaganten Business Mantel war so gewaltig, dass Max Mara ihn nächste Saison gleich nochmal auflegt und zwar in fünf Farben.
Ist bei den Damen also High Fashion in der Business Mode angekommen? Verhält es sich umgekehrt wie bei den Männern, wo alle jetzt „casual“ tragen? „In den 80er Jahren gab es Powerdressing und strenge Regeln,“ sagt Maramotti, „Heute zeigen die Frauen ihre Persönlichkeit. Da darf es auch mal ein kleines bißchen extravagant sein, aber nicht schräg, das wäre lächerlich.“ Eine feine Seidenbluse in einer starken Farbe. Oder Jeans im Büro. “Highwaisted, also hoch in die Taille geschnitten und dunkelblau, also super schick. Aber aus Denim. Und Sneakers statt Pumps. Der Trend geht auch bei den Frauen Richtung casual.“
Bei mir auch. Es passt einfach zu meinem Leben besser. Man ist oft unterwegs, läuft mitunter sehr viel, hat Meetings irgendwo und trifft sich im nächsten Moment mit jemandem. Mein Fall ist sportive, leicht extravagante, moderne Scandi-Kleidung, etwas Jil Sander, Uniclo, Acne, COS, Nike, Muroexe-Schuhe..auch nicht knitternde, leichte und gut zusammenfaltbare Stoffe sind ein Riesenthema, sowie Capsule-Einheiten. Ich gucke immer, womit man gut reisen kann, man sich problemlos bewegen kann und was ein leichter Hingucker ist. Der Alltag ist meine Glanzzeit, weniger glamouröse Abendgesellschaften. Ich arbeite im Musik- und Theaterbereich, da gibt es gottlob ohnehin keinen Dresscode und es ist schon immer entspannt gewesen. Der Trend, das sehe ich auch, ist schon längst auch bei anderen Working Women angekommen, die vorher officemäßiger unterwegs waren.