Mode ist keine Vernunftentscheidung, sondern eine Herzensangelegenheit. Wenn mir ein Schuh, ein Pullover oder ein Mantel nicht gefällt, kann keine Verkäuferin der Welt ihn mir einreden. Uns nerven doch alle diese Standardfloskeln gelangweilter Einzelhandlesmitarbeiter, die mit abwegigen Argumenten ihre Waren irgendwie an den Mann bringen wollen.
Als informierte Kundin und Fashion Professional bin ich wahrscheinlich sowieso der Alptraum des Verkaufspersonals, ich weiß alles besser. Denke ich. Ist aber nicht so. Denn: ich habe ein „Problem“ mit Prada, eigentlich eine meiner Lieblingsmodefirmen.
Ich besitze wirklich viel von dieser wundervollen italienischen Marke, Schuhe, Pullover, Mäntel und auch Röcke, Kleider!, T-Shirts, sogar, egal, wirklich, mein Schrank ist voller Prada Produkte und ich bereue keinen einzigen Kauf und trage die Sachen lange und gerne.
Nur: Wenn ich eine neue Prada Kollektion zum ersten Mal sehe, finde ich sie immer schrecklich verwirrend. Ich denke mir dann, das war’s mit mir und Prada, diesmal wird kein einziges Kleidungsstück bei mir landen. Direkt nach der Modeschau in Mailand – Prada ist eine meiner liebsten Shows, sie denken sich jedesmal ein spektakuläres Interieur aus – werde ich gefragt, wie ich die Kollektion finde und dann fällt mir nie das passende ein.
Viele andere Modefirmen zeigen kommerzielle Laufstegware, man sieht sie und versteht den Trend. Aber Prada verstehe ich nie. Es dauert. Ich muss mich damit beschäftigen. Die Sachen zwei und dreimal sehen. Auch in der Werbung. Mir immer wieder die Details betrachten, die Farben zu Gemüte führen, die Materialien berühren, die Schnitte anprobieren. Prada stellt luxuriöse und handwerklich hochwertig gearbeitete Kleidung her. Aber nicht den üblichen Sweety Mainstream. Die Kleidung ist immer ein bißchen extravagant, individuell, eigensinnig – ja, und ausgesprochen dekorativ, aber eben nicht gefällig.
Ich habe allergrößten Respekt vor der Designerin, Miuccia Prada, eine tolle, kluge, starke und unabhängige Frau. Prada-Frauen, ihre Kundinnen, sind Konsumentinnen, die ihre Entscheidung für ein Kleidungsstück nicht von einem Mann (und dessen Portemonnaie) abhängig machen. So schließt sich der Kreis. Miuccia Prada macht ihr Ding und zieht es durch und so ist ihre Mode. Krass. Eine Ansage.
Als ich den neuen Prada Sneaker „Cloudbust“ zum ersten Mal anzog, schlüpfte ich gleich wieder heraus. No! Die Farben, Schwarz, Weiß und: Rosa! Die Perforierung, die dicke Sohle, der Klettverschluss, der Schuh sieht aus wie ein futuristisches Raumschiff.
Pause, Pause, Pause. Ich trug den Schuh dann für ein Foto auf Instagram, zu einem braven Faltenrock. Sah…Hammer aus. Hätte ich nicht erwartet. Der Schuh gibt dem Rock ein cooles Finish. Aber eben nicht dieses applausheischende, viel zu klischeehafte Trend-Sneaker cool. Das ist für eine erwachsene Frau zu billig. Ich trage Turnschuhe von Adidas Yeezy und alle schreien Hurra, die Frau hat den Trend voll drauf. Also bitte!
Nach dem Faltenrock kam der Prada Cloudbust zu meiner Lieblingsjeans zum Einsatz, aus Not, denn ich war am Flughafen München, Terminal K – wo mein Higheel Marathon am Ende eines langen Tages in diesem super bequem Turnschuh ein schickes Ende fand. Von da an trug ich den Cloudbust immer öfter. Ich lernte seine Bequemlichkeit schätzen. Aber auch seinen Style. Der Cloudbust passt eigentlich so richtig zu nichts und gerade deshalb zu allem.
Er funktioniert sogar zu einem schicken schwarzen Kleid, das sieht jung und frisch aus – aber eben nicht auf Teenager gestylt. Ich mag das. Ich mag diesen Turnschuh immer mehr und trage ihn immer häufiger, finde ihn mittlerweile richtig doll und frage mich: was hatte ich nur VORHER an den Füßen????
Und so geht es mir mit vielen Prada Stücken. Es ist Liebe auf den zweiten Blick. Die Ehe aus Vernunft – mit einem Rohdiamanten, den ich zunächst nicht erkenne. Aber ich weiß ja mittlerweile, dass diese Liebe stets glücklich endet. Also: je seltsamer mir eine Prada Kollektion am Anfang erscheint, desto heißer werde ich sie lieben. Das gilt übrigens auch im Speziellen für Pullover von Prada, die ich mittlerweile blind erwerbe. Denn sonst sind sie ausverkauft. Die Braut ist verheiratet und ich will kein unglücklicher Single sein…..
Fotoquelle: Instagram