Kleiner Grundkurs in Geschichte? Frühneolithikum? Ca. 5547 vor Christus? Langweilig? Moment, bitte weiterlesen, denn jetzt kommt’s! Ungefähr zu dieser Ur-Zeit entstand eine wunderschöne Perle, die französische Archäologen in einem Grab in den Vereinigten Arabischen Emiraten entdeckten. Schon vor 7000 Jahren trugen Frauen den gleichen Schmuck wie wir heute!
Perlen begleiteten die Menschen durch die Jahrtausende. Was für eine Tradition! Erste Überlieferungen, in denen Perlen erwähnt werden, stammen aus dem chinesischen Geschichtsbuch von Shu King aus dem Jahr 2206 v. Chr. Im gesamten Altertum , ob in der arabischen Welt, Persien oder Indien, waren Perlen hoch geschätzt.
Auch bei Griechen und Römern waren Perlen begehrt. Die Römer übernahmen den griechischen Namen „margarita“ für Perlen als Bezeichnung für die Geliebte, daher der Name: Margarete.
Soweit die Geschichte. Jetzt zur Gegenwart. Und der jungen Perlenschmuck-Designerin Yana Nesper aus der deutschen Juwelen Hochburg Pforzheim, die uns ihre Liebe zu diesen unglaublichen „Früchten des Meeres“ erklärt. Etwa 1000 Kilo Perlen, also etliche Tausende lose Perlen importiert die Familie Nesper im Jahr, Erfahrung trifft Leidenschaft.
Glamometer:
Wieso sollte eine Frau Perlen besitzen?
Yana Nesper: Perlen sind edel, natürlich und sehr fein, etwas wirklich wertvolles. Sie verleihen einen gewissen Status und passen immer. Man muss sich keine Gedanken machen, sowohl von den Farben als auch von der Aussage. Eine Perlenkette veredelt jedes Outfit! Und zwar tags und abends.
Glamometer: Der Unterschied zu Diamanten?
Y.N.: Die Perle ist weicher und femininer. Sie schimmert fein und geheimnisvoll, nicht so hart wie Diamanten. Perlen bringen das Gesicht zum strahlen, das schaffen Diamanten nicht.
G.: Warum sind Perlen so teuer?
Y.N.: Perlenzucht ist ein aufwändiger Prozess der nicht automatisiert werden kann. Erst wird die Muschel gezüchtet. Das dauert etwa 3 Jahre, dann wird der Kern implantiert und 2 Jahre später wird geerntet und zwar von Hand. Dazwischen müssen die Muscheln auch immer wieder gesäubert werden. Es lauern viele Risiken, seien es Unwetter oder Krankheiten, die die Muschel befallen, die Ernte ist immer wieder eine Überraschung.
G. Welche Qualitätskriterien gibt es?
Y.N.: Erstens die Beschichtung, das wichtigste Qualitätskriterium. Eine gut beschichtete Perle reift nur in einer gesunden Auster. Sie macht die Perle widerstandsfähig, ist Voraussetzung für Punkt Zwei, der Lüster, Damit bezeichnet man den seidenen, tiefen, geheimnisvollen Glanz. Drittens die Oberfläche. Je reiner die Oberfläche einer Perle, umso höher ihr Wert. Perfekte Oberflächen sind ein seltenes Ideal. Viertens die Farbe. Sie ist ein subjektives Kriterium. Bei Südsee-Perlen zählen z.B. „weiss-silber“ und „weiss-rosé“ zu den top Farben. Bei Tahiti-Perlen gilt schwarzgrünes „peacock“ als Nonplusultra. Fünftens die Größe. Je grösser der Durchmesser, umso seltener und kostbarer die Perle.
Y.N.: Das ist doch ein riesiger Unterschied! Swarovski funkelt auch, aber es ist kein Diamant und man weiß das! Mit einer echten Perle besitzen Sie etwas Echtes, etwas sehr Wertvolles, das kann man doch gar nicht vergleichen! Echte Perlen fühlen sich schon ganz anders an, kühl und schwer. Plastik dagegen hat immer Zimmertemperatur. Echte Perlen sind ja lebendige Produkte, sie übernehmen Temperatur der Trägerin.
G.: Gibt es einen schnellen Trick, wie man eine echte Perlenkette erkennt? Wie man sie von Modeschmuck unterscheiden kann?
Y.N.: Reiben Sie vorsichtig Perle an Perle. Plastik rutscht. Perlen sind wegen ihrer Kalziumstruktur rau. Sie werden ja nicht geschliffen, so wie Diamanten, sie bleiben unbehandelt.
G. Was sind die wichtigsten Perlen Arten?
Y.N.: Die Klassiker sind Akoyaperlen, das sind Salzwasserzuchtperlen, die in einer Akoya-Auster gezüchtet werden. Akoyaperlen sind klein, haben aber einzigartig schöne, intensive Lüster und eine weiße Farbe mit einem irisierenden Hauch von rosé. Tahitiperlen werden in schwarzlippigen Perlenaustern gezüchtet, die Farbpalette reicht von anthrazit bis zum seltenen „Peacock“ . Dann gibt es Süsswasserperlen, die in Seen oder kleinen Flüssen gezüchtet werden. Sie haben keinen eingepflanzten Perlmuttkern, sind also nie ganz rund, sondern wachsen in manigfaltigen Formen. Südseeperlen gedeihen in Australien, Myanmar, Indonesien und die Philippinen … in Gegenden mit gesunder, unberührter Natur. Wegen ihrer beachtlichen Größe und ihrem fantastischen Lüster heißen sie „Königin der Perlen“.
G.: Welchen Perlenschmuck sollte jede Frau besitzen? Gibt es eine Art Perlen Garderobe?
Y.N.: Jede Frau sollte klassische Perlen-Ohrringe besitzen. Sie bringen das Gesicht zum strahlen, schmeicheln, verleihen Ausstrahlung. Dann ein Perlenarmband. Ich liebe mein Perlenarmband, ich habe damit immer etwas schönes an den Händen mit dem ich spielen kann. Und schließlich eine lange Y-Kette, die sieht so cool aus. Die klassische Princess-Kette, dieses kurze, einsträngige Collier, welches Grace Kelly berühmt machte, wirkt heute zu konservativ.
G.: Gibt es Fehler, die ich im Umgang mit Perlen begehen kann?
Y.N.: Kosmetik! Perlen vertragen weder Parfum noch Make-up, Kosmetik zerstört ihre organische Struktur. Also immer erst schminken und parfümieren und DANN die Perlen als letztes anlegen. Perlen mögen Körperfeuchtigkeit, Sie können sie immer tragen, außer in Sauna, Chlorwasser oder Schwimmbad. Da können Perlen stumpf werden oder es löst sich der Kleber.
G.: Weihnachten steht vor der Tür. Was muss ich investieren für anständige Perlen?
Y.N.: In der Einstiegspreislage bieten wir für 260 Euro schon schöne Stecker in 14 Karat Gold.
G.: Ihr bester Tipp zum Perlen Kauf?
Y.N.: Lieber kleiner und hochwertiger! Gerade bei begrenztem Budget. Perlen von minderer Qualität verlieren schnell an Lüster und werden matt. Ich finde auch Silber nicht so gut, das passt von der Wertigkeit nicht.
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