Was tun mit Social Tourette aka Hass-Kommentaren auf Instagram?

Die Stunde zwischen 6 und Weckergebimmel (7.01Uhr sharp) ist meine liebste. Ich schreibe dann mit meinen Freundinnen (auch: Follower) rund um den Globus. Instagram ist das Tor zur Welt, und es ist weit geöffnet. Nie hätte ich gedacht, dass es soviel Freude bereitet, sich mit Frauen aus Kanada, Nigeria, USA, Russland, Aserbaidschan oder Korea zu unterhalten und fest zu stellen: wir haben alle die selben Sorgen – und die gleichen Freuden.

Rund um die Welt spinnen Ehemänner, Freundinnen, Vorgesetzte, Lehrer, Pubertäre, Kollegen, Großmütter, Versicherungsmakler, Makler überhaupt, DHL kommt zu spät und unsere Autos brauchen neue Reifen.

Rund um die Welt freut man sich über heiße Liebe, neue Jobs, gelungene Abendessen, gewonnene Fußballspiele, neue Modekollektionen, aufmerksame Ehemänner,  gute Schulnoten, überhaupt über Kinder unter 6 Jahren, denn dann geht ja die Schule los…

Ich poste eigentlich nichts Privates auf meinen beiden Instagram Profilen. Glamometer ist ein luxuriöses, klar kuratiertes Fashion Profil mit schicken und angesagten Einzelteilen wie Taschen, Schuhen, Mänteln oder Hosen. Und auf nettiweber poste ich Looks von Kopf bis Fuß, persönlich und nach meinem Geschmack zusammen gestellte Komplett-Outfits.

Es gibt weder pinkfarbene Maccarons noch grüne Avocado-Toasts noch exclusive Hotel Suiten mit Frühstückstablett, es gibt nicht mal den obligatorischen Sonnenuntergang mit Halbprofil oder den Snap aus der First Class Lounge der Lufthansa.

Sozial Geprotze  und Insta- Angeberei sind nicht mein Ding, warum auch, mein Ding ist die Mode. All Eyes On Fashion. Ich war Chefredakteurin eines Modeheftes, jetzt bin ich Influencerin und mache immer noch das, was ich gut kann: Modetrends alltagstauglich aufzubereiten und umzusetzen für das“Real Live“ zwischen Kiel und Konstanz.

Meine Arbeit kann man nun gut finden oder nicht. Über Mode, eigentlich über Geschmack, lässt sich herrlich streiten, jeder hat seine Meinung und alle haben Recht. Es gibt keine Diktate mehr, aber deshalb ist nicht alles automatisch elegant.  Gerade WEIL soviele Optionen bestehen, ist es vielleicht sogar hilfreich, wenn ein erfahrener Fashion Profi die Möglichkeiten bewertet.

Und die Follower bewerten meinen und unseren Feed. Dabei gibt es lustige und überraschende Wendungen. Wie oft denke ich mir, wow, was für ein geiler Look, da werden jetzt alle ausflippen. Und dann gibt’s nur spärliche Likes. Während es bei Outfits, die ich mich fast nicht zu posten trauen, weil ich sie für gewöhnlich halte, Komplimente hagelt. Die Meinungen gehen auseinander. Ich freue IMMER über Zuschriften, es ist interessant, was Frauen, die nicht im engen Kokon der Fashionwelt leben, von Mode wirklich denken. Natürlich ist Kritik dabei. Sie ist wichtig und willkommen.

Nicht willkommen ist blanker Haß. Ich bekam heute morgen kurz nach 6 Uhr eine Nachricht von einer Dame mit wenig damenhaftem Inhalt. Ihr Profil Name heißt irgendwas mit Mauri, Null Abonnenten, das Konto ist „privat“. Auf dem Profilfoto sieht man eine Frau von hinten im Bikini an einem herrlichen Traumstrand mit weißem Sand und türkisblauem Meer. Top Situation, die Frau muss ein glückliches Leben führen, wenn sie an so paradiesischen Plätzen verkehrt.

Umso häßlicher waren ihre Zeilen.  Mit Worten wie „alt“, „häßlich“, „schrecklich“ und üblen Verunglimpfungen wollte sie mich offensichtlich unter der Gürtellinie treffen. Warum?

Warum schüttet eine Frau, die offensichtlich ein klasse Leben führt, soviel Haß aus? Warum reagiert sie so hitzig, bitter und brachial auf ein harmloses Modefoto??? Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun! A Loose Cannon!!! Warum schreibt die Frau  keine nüchterne oder sachliche oder fachliche Kritik? Änderungswünsche oder Vorschläge? Warum guckt sie meine Fotos überhaupt an? Muss doch keiner! Oder steht jemand mit dem Maschinengewehr hinter ihr und erschießt sie wenn sie mein Profil ab abonniert?!

Die Menschen lieben den Verrat aber nicht der Verräter. Ich wüßte gerne, wer die Dame ist, was sie EIGENTLICH will. Denn meinen Modestil ändert sie mit solchen Ausfällen sicher nicht. In meiner Punker Zeit hätte ich der Dame vermutlich geschrieben: Fuck off and die! Jetzt halte ich es christlich mit: Mädels, wir sollten zusammen halten,

Herzlich, Ihre Annette Weber

Fotoquelle: Instagram