Mein Wochenende beginnt Mittwoch Abend in der Maxvorstadt. Das ist ein gerade sehr angesagter Stadtteil von München – und mein Hometurf. Ich bin 28 Jahre alt, männlich, Wahl-Single und arbeite in einer hippen Boutique mit Sportmode. Die Boutique ist eine Art Szene-Treff, den ganzen Tag kommen hübsche Studentinnen rein. Im Modeverkauf geht anmachen ganz leicht, Du lernst die Kundin ja quasi intim kennen, suchst etwas aus, was ihr steht, machst ihr ein Kompliment, so a la das Shirt unterstreicht Deine tolle Figur und schon ist man beim Thema Abendgestaltung und verabredet sich direkt nach Feierabend. Ich komme so gegen 21 Uhr aus dem Geschäft und dann geht’s nahtlos ins Nachtprogramm.
Wie gesagt, Mittwoch geht’s los. Stadtmädchen haben übrigens gar keine Scheu sich mit mir oder überhaupt mit „fremden“ Jungs zu treffen, sie kennen das Spiel, ausgehen, Tächtelmächtel, Sex und dann nie wieder sehen. Bei ihnen spielt es auch keine Rolle, ob man nach dem Sex Telefonnummern tauscht. Stadtmädchen kennen sich aus, wissen was los ist und was gerade abgeht im Nachtleben, man hat sofort ein passendes Gesprächsthema und Anknüpfungspunkte. Außerdem sind Stadtmädchen lustig und trinkfest.
Mädchen vom Land lassen sich von der Großstadt immer wahnsinnig beeindrucken. Alles muß man ihnen erklären und ihr Style ist wesentlich konservativer und braver, was bei manchen Clubs zum Problem wird. Ich mag es nicht, wenn eine Frau unbeholfen ist. Oder eine unrealistische Erwartungshaltung hat. Landmädchen glauben tatsächlich, dass man, wenn man mit ihnen ausgeht, ernste Absichten hat. Ihr Wertesystem ist darauf fixiert. Sie suchen eher eine feste Beziehung als schnellen Sex. Sie wollen am Ende einer Verabredung den Märchenprinzen aus der Stadt tatsächlich heiraten. Und das passt eben nicht zu mir, denn wie gesagt, ich bin jung und will Spaß.
Ich hatte eine Affäre mit einer Allgäuerin. Der erste Abend war noch cool, sie hat sich auf mich eingelassen und wir hatten krassen Sex. Das muss man schon sagen: wenn Landmädchen sich auf Dich einlassen, ist der Sex ausschweifender als mit einem Stadtmädchen. Das führt natürlich dazu, dass man das Landmädchen wieder sehen will. Und dann fangen die Probleme an. Kennen Sie die goldene Regel? Die lautet: nie öfter als 3 mal Sex mit einer Frau, denn dann kommt die Frage: geht es weiter? Um es kurz zu machen, die Allgäuerin verliebte sich in mich und wollte eine feste Beziehung. Jedes Wochenende nach München kommen, jeden Abend mit mir telefonieren, die ganzen Sorgen und das Leben teilen. Dafür war ich nicht bereit.
Schluß machen mit Stadtmädchen funktioniert reibungslos. Es ist normal, dass man nach 4 Wochen tschüss sagt und dann „nur“ noch befreundet ist. Die Allgäuerin rückte mir auf die Pelle, zumindest empfand ich das so. Unter der Woche, wenn ich vielleicht gerne mal jemand zum kuscheln im Arm gehabt hätte, war die Allgäuerin im Allgäu. Und am Wochenende, wenn ich Zeit hatte mit meinen Kumpels um die Häuser zu ziehen, saß sie bei mir in München. Am nervtötensten aber waren die abendlichen Anrufe. Wenn ich keine Lust hatte, ran zu gehen, probierte sie es so lange bis ich mich in mein Schicksal ergab und doch den Hörer ab nahm. Noch schlimmer: sie rief am nächsten Morgen in der Boutique an. 6 Wochen ging das so.
Nein Danke! Beim spazieren gehen zog ich die Reißleine. Ich war ehrlich und sagte ihr, dass ich noch nicht bereit bin für eine feste Bindung. Dass ich schon froh bin, mein junges Leben selbst auf die Reihe zu kriegen, aber nicht fähig, für einen anderen Menschen die Verantwortung zu übernehmen. Dass es schade sei, dass wir uns nicht erst in 15 Jahren kennen gelernt hätten. Sie eine tolle Frau zum heiraten sei. Das war ernst gemeint.
Sie heulte die ganze Zeit, ich hatte eine Woche lang ein schlechtes Gewissen. Wir konnten nicht mehr befreundet sein, sie wollte nichts mehr von mir wissen. Ich habe sie nie wieder gesehen.
Seit 5 Jahren bin ich in München und ich liebe mein sorgenfreies Party-Leben. Oder liebTE muss ich sagen, denn ich bin verliebt. Kathi ist 25 Jahre alt, groß, blond, süß, die süßteste Person des Planeten und arbeitet in einer berühmten Agentur und… will nur ein Tächtelmächtel. Es geht seit Wochen hin und her, das macht mich fertig. Ich will mit ihr was unternehmen, dann ist die Clique mit am Start. Ich möchte sie zum romanischen Abend ausführen und sie nimmt spontan die Kollegin mit. Nie sind wir zu zweit, schon gar nicht am Wochenende, da kennt sie nur eines: Absturz.
Schon klar, Kathi ist mein Spiegel, so wie ich WAR ist sie jetzt. Und deshalb weiß ich auch, dass das mit uns keine Zukunft hat. Ich denke in letzter Zeit wieder öfter an die Allgäuerin. Ob ich sie mal anrufe?
Fotoquelle: Instagram
…woher nehmen Sie immer Ihre Geschichten! Ich musste so schmunzeln- es erinnert mich wieder an eine Freundin von mir…. Kopfkino DANKE dafür und PS: danke für die tollen Stories!
xo Tanja
http://www.tanjabock.com
Hallo liebe Tanja! Danke, es stimmt, die Geschichten kommen alle aus dem näheren Bekanntenkreis! Ist halt immer was los!!!! Lieben Gruß, Annette
Mein Gott da beginnt man ja wirklich zu hoffen: 1.) Kathi wird sich hoffentlich nicht auf diesen Mann einlassen 2.) Die Allgäuerin soll bitte diesen Artikel lesen und niemals bei seiner Nummer an ihr Telefon gehen. Alleine schon Sie als Landpomeranz zu bezeichnen. Dieser Mann denkt in so frauenverachtenden Schubladen. Schrecklich.
Liebe Nena, Danke für den Kommentar. Der junge Mann denkt in Schubladen, aber so denken (befürchte ich) heute wieder viele. Jedenfalls habe ich ihn gebeten uns weiterhin ein paar Insights zur Verfügung zu stellen. Es grüßt Sie: Annette