Anatomie einer Trennung, Finale

Er sagt:

Wenn einmal der Wurm in einer Beziehung ist, kriegt man das schwer wieder hin.  Ich wußte, oder ich spürte, dass Charlie nicht die Frau meines Lebens war. Ich mochte sie, ich schätzte ihre unbekümmerte Art, und ja, natürlich war ich stolz, dass sie Model war, dass sie immer die neusten Restaurants kannte, die angesagten Clubs und den ganzen schicken Lifestyle. Aber war es das, was ich WIRKLICH wollte? Der absolute Tiefpunkt waren unsere gemeinsame Ferien auf Mallorca. Wir stritten uns die ganze Zeit. Ich hätte nach dem Stress mit der Rumänien Akquise dringend Ruhe gebraucht. Auch hat der Urlaub eine Stange Geld gekostet. Aber Charlie war übellaunig und machte mir Stress. Ich war erleichtert, als wir wieder daheim waren und fuhr für ein paar Wochen nicht mehr nach München. Ich brauchte Erholung…von Charlie.

Sie sagt:

Da habe ich geahnt, dass er mit mir Schluß machen will. Denn er rief auch nicht mehr an, wie sonst und reagierte nicht auf meine SMS. Dabei, meine Güte, ich bin 25, ich will im Urlaub ausgehen. Und an den Strand. Und shoppen. Und nicht die ganze Zeit im Hotel hängen und abends mit langweiligen Ehepaaren im Speisesaal ein 3 Gänge Menü verspeisen, was mich nur dick macht. Warum verstand er das nicht? Als Carsten nach 3 Wochen Funkstille um eine „Aussprache“ bat, wußte ich Bescheid. Ich bekam fürchterliche Panik, denn mir wurde bewußt, dass ich ohne Carstens Hilfe nicht meinen Lebensstandard halten könnte. Ich modelte ab und zu noch, aber meinen größten Kunden, einen Sportartikelhersteller, hatte ich gerade verloren, da ich die letzte Produktionsreise kurzfristig abgesagt hatte. Die wollten mich mit Eco und zwei mal umsteigen nach Kapstadt fliegen, nein Danke. Jetzt bereute ich die Absage, aber es war zu spät. Ich bereute überhaupt, dass ich vielleicht ein bißchen zu streng mit Carsten war.

Er sagt:

Charlie dachte vielleicht, dass ich naiv bin oder dass Frau Jellbeck nicht mitkriegt, WER bei uns übernachtet. Und wieviele Parties steigen. Ich wußte alles. Aber ich war verknallt und der Sex  am Anfang hat mir den Kopf vernebelt. Nun sah sah ich alles klar. Dass Charlie mein Geld mochte – geschenkt.  Das war mir bewußt, aber egal. Es ist nun mal so, daß ich meiner Frau ein angenehmes Leben bieten kann. Was mir aber nicht egal war, dass Charlie nicht dankbar war. Dankbar ist vielleicht das falsche Wort. Aber mehr Respekt hätte ich erwartet.  Eine echte, zuverlässige Lebens-Partnerschaft gewünscht. Mit Vertrauen, Zweisamkeit und gegenseitigem Unterstützen. Statt dessen hatte ich die Hölle auf Erden.

Sie sagt:

Wir bekommen ein Baby, sagte ich ihm. Es war gelogen. Ich hoffte, damit unsere Beziehung retten zu können. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich das sagte. Er war ein spontaner Einfall. Carsten reagierte kühl und geschäftsmäßig. So: ach ja, wievielte Woche, wir haben doch lange keinen Sex mehr, gibt’s Ultraschallfotos. Und als er fragte: bist Du sicher, dass ich der Vater bin, tickte ich aus. Ich rannte ins Badezimmer und nahm mir die erste Pillenschachtel und wollte sie vor seinen Augen schlucken. Er hielt mich zurück, wir rangelten und ich schlug ihm ins Gesicht. Ich biß und trat, es war schrecklich.

Er sagt:

Nach dieser Aktion war bei mir endgültig der Ofen aus. Wenn Charlie lieb, einsichtig und vernünftig gewesen wäre, vielleicht hätten wir noch eine Chance gehabt. Aber so etwas? Wie kann man denn so hysterisch sein? Erst log sie mich an, dann schlug sie mich und dann winselte sie wie ein Baby. Ich brauche kein Drama in meinem Leben. Ich brauche eine verständnisvolle, erwachsene Partnerin und kein unkontrollierbares Kleinkind.

Sie sagt:

Carsten war auch am Ende unglaublich großzügig. Wirklich ein Freund. Kein lautes Wort. Souverän. Ich durfte noch ein halbes Jahr in der Wohnung bleiben. Und danach organisierte er mir ein Appartement, dass ich bezahlen konnte. Ich trauere ihm nach. Auch wenn er optisch nicht mein Traumtyp war. Mir fehlt die Sicherheit und die Geborgenheit, die er mir bot. Das habe nicht geschätzt. Vielleicht der Fehler meines Lebens

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