
Das Hotel Sacher in Wien ist eines der großartigsten Luxushotels der Welt. Hier trifft die Pracht der K-u-K Monarchie auf den Glamour des Jugendstil auf die Herzenswärme einer jungen, weltoffenen Besitzerfamilie – seit 2014 leiten Alexandra Gürtler und ihr Mann Matthias Winkler das legendäre Hotel.
Das Sacher ist eine einmalige Mischung aus Stadt- und Ferienhotel. Es liegt mitten in Wien, direkt an der Oper, einen Steinwurf von der Hofburg entfernt. Weltweit gibt es nur wenige 5 Sterne Hotels, die noch im Familienbesitz sind – das Sacher gehört dazu.
Glamometer residierte in dem legendären 5 Sterne Hotel und traf sich mit Alexandra Gürtler-Winkler und Hotel Direktor Reiner Heilmann in der „Blauen Bar“ zum Nachmittagstee.
Glamometer: In Wien gibt es einige sehr gute Hotels, warum muss ich im Sacher absteigen?
A.G.: Das Sacher gehört zu Wien wie die Oper, die Spanische Hofreitschule oder die Albertina. Es ist seit 1876 ein Hotel. Wenn man in Wien ist, muss man da gewesen sein – und sei es nur auf ein Stück unserer berühmten Original Sachertorte. Das Sacher ist ein Hotel im Familienbesitz, jede Generation hat ihre Handschrift hinterlassen. Mein Großvater, meine Mutter und jetzt wir. Jedes Kissen, jedes Bild, jeder Sessel wurde von mir ausgesucht. Das macht das Hotel besonders.
R.H.: Wir sind ein Hideaway. Das spezielle Flair machen unsere Mitarbeiter aus. Heute erwartet jeder Gast, dass sein Hotelzimmer schön ist. Das ist ja selbstverständlich. Aber was bleibt nach einer Reise? Erlebnisse. Man berichtet Freunden von besonderen Erlebnissen, nicht vom Zimmer.
Glamometer: Ihr Concierge gilt als weltweit einmalig, selbst Karten zum Wiener Opernball werden auf Wunsch organisiert.
A.G..: Der Wiener Opernball ist wirklich einen Besuch wert. Wobei ich persönlich auch den Techniker Ball oder den Ball der Philharmoniker mag. Und den Jäger Ball, der ist im Dirndl, ein richtig cooler Ball mit vielen jungen Leuten. Es gibt über 360 Bälle in Wien, da kommt jeder auf seine Kosten.
R.H.: Wir versuchen wirklich alles für unsere Gäste zu ermöglichen. Es ist unglaublich schön, was alles gefragt wird. Manchmal amüsant, manchmal witzig. Ein Gast wollte einen bestimmten Sänger treffen. Es hat geklappt. Unser Portier ging schließlich mit der älteren Dame hinter die Opern-Bühne, man trank ein Glas Champagner. Die Dame war im Himmel. Wir haben aber auch schon eine Sacher Torte mit eingebautem Heiratsantrag gefertigt. Einfach nett.
Glamometer: Wann ist die beste Zeit, ins Sacher zu reisen?
A.W.: Ein langes Wochenende im Frühjahr ist ideal, da kann man die Kinder mit nehmen. Wir machen viel für Kinder. Es gibt Hotels die schließen Kinder aus, wir nicht. Da wo man als Kind gern war, da fährt man als Erwachsener auch wieder gerne hin.
R.H.: Zu uns kommen alle Generationen. Ein Reise ins Sacher ist ein Familiengeschenk. Zeit miteinander verbringen, das ist doch heute der größte Luxus.
Glamometer: Jetzt kommt die Adventszeit. Ist Wien da nicht besonders schön?
A.W.: Vor Weihnachten ist Wien wunderschön. Ein Besuch im Konzerthaus, Schloss Schönbrunn, den Christkindl Markt am alten SKH, Punsch, Champagner, Plätzchen. Und es gibt ein tolles Kinderprogramm. Die interessieren sich ja noch nicht so für Kultur, und wenn die Erwachsenen in Ruhe durch die Museen streifen, kümmern wir uns um die Kids.
R.H.: Der ganze Advent bis zum 6.Januar ist voll. Es ist die stärkste Zeit im Jahr. Unter der Woche sind noch vereinzelt Zimmer frei, das kann man anfragen. Das Programm ist ein Traum. Weihnachten ist Nachmittags traditionell Kindersingen, der 5 Meter hohe Baum, festliche Musik, Festmenü, Champagner. Silvester gehen viele Gäste in die Oper oder zum Ball in die Hofburg. 1. Januar ist Neujahrskonzert, alle Gäste sind vorher oder nachher bei uns in den Bars und Restaurants bis sie abends wieder in die Fledermaus gehen. Eine wirklich spezielle Atmosphäre.
Glamometer: Ihr wichtigster Exportschlager ist die Original Sacher Torte…
A.W.: Die ich jeden Tag geniessen könnte. Mit einer extra Portion Schlagobers. Die Original Sacher Torte wurde 1832 von Franz Sacher, damals 16 Jahre alt, am Hof des Fürsten Metternich erfunden. Sie wird immer noch von Hand gemacht, in 34 Schritten, das Rezept ist unverändert. Für viele Menschen ist „Sachertorte“ ein Synonym für Schokoladentorte. Sie trug wesentlich dazu bei, dass unser Hotel so bekannt geworden ist.
Glamometer: Wie finden Sie Personal? Internationale Kettenhotels bieten schnelle Aufstiegschancen und weltweite Arbeitsplätze, das kann das Sacher nicht bieten.
A.W.: Wir haben Leute, die arbeiten schon 30 und 40 Jahre bei uns, diese Jubiläen sind nicht selten. Dazu bilden wir gezielt Nachwuchs aus, haben die „Sacher School of Excellence“ gegründet. Wichtiger als alles, ist die richtige Einstellung. Die muss passen. Hotellerie ist kein Rocket Science. Man spürt gleich, wie ein junger Mitarbeiter auf Menschen zu geht, ob er geeignet ist. Es ist ein Talent. Wir bieten dazu auch Kurse an. Das hilft mit den verschiedenen Kulturen besser um zu gehen.
R.H.: Wir suchen heute eher Typen, als dass wir nach klassischer CV gehen. Unser Traum ist natürlich der ausgebildete Mitarbeiter, aber die Guten fallen nicht vom Baum. Deshalb bilden wir selber aus. Das hilft die Mitarbeiter zu halten. Wir sind kein Konzern, wo die Mitarbeiter die ganze Zeit traveln. Bei uns arbeiten 400 Mitarbeiter aus 27 Nationen und wer hier Karriere machen will, der schafft es auch.
Glamometer: Was machen Sie anders, als ihre Mutter, die legendäre Elisabeth Gürtler?
A.W.: Als Kind verbrachte ich viel Zeit bei meinen Großeltern in Tirol im Hotel Astoria. Ich bin im Hotel groß geworden, durfte mit 4 Jahren den Gästen die Schlüssel überreichen, dass fand ich toll. Ich sah meine Großeltern viel arbeiten. Du musst für Dein Ding brennen und Leidenschaft haben.
Meine Mutter ist eine Legende. Deshalb versuche ich nicht sie zu kopieren. Das geht nicht. Ich bin eine andere Persönlichkeit, setzte andere Schwerpunkte. Da ich drei kleine Kinder habe, ist das immer ein Balance Akt. Ich habe mir mein eigenes Führungs-Team zusammen gestellt, jünger, mit modernem Teamwork. Der Generationenwechsel passierte 2014, ich bin meiner Mutter dankbar, dass alles glatt lief. Sie hat los gelassen, sitzt noch im Familienbeirat, aber das operative Geschäft liegt in unseren Händen.
Unten: Die grüne Bar im Sacher, eine Legende
Unten: Zimmer im Sacher, ein Traum in hellen Farben