Beitragsfoto: Cathy Hummels (in einem Angermaier Dirndl) mit einer Tasche von ZOÉ LU
Noch ein Handtaschen Label? Braucht man das? Hat man nicht schon genug (angebliche oder tatsächliche) It-Bags kommen und gehen sehen? Viel zu viel Geld für Handtaschen aus gegeben? Warum braucht man ZOÉ LU?
Alle Bedenken stimmen, sagten sich die drei jungen Münchnerinnen Jennifer Rüggeberg, Larissa Walter und Ulrike Heintz, ABER…
ABER: was wäre, wenn…wir ein Taschen-Label gründen würden mit einem WIRKLICH neuen Konzept?! Taschen, die modern sind, ABER auch praktisch. Die es SO noch nicht nicht gibt, ABER dennoch nicht überkandidelt sind?! Taschen, günstig sind, ABER gleichzeitig hervorragend verarbeitet, Made in Germany!
So entstand ZOÉ LU, das Handtaschen Label im Modul System. Man kauft einen „Taschen-Körper“, dazu auswechselbare, aufsetzbare „Taschen-Klappen“, die je nach Lust, Laune und Styling morgens, mittags und abends ausgetauscht werden können, sodass man quasi eine neue Tasche mit sich trägt.
Spinnerei? No, die Macherinnen von Zoé Lu wissen, was sie tun. Sie sind echte Professionals, kommen aus der Branche mit langjährigen Erfahrungen im Taschendesign, arbeiteten für Giganten wie Joop!, Strenesse, Marc O´Polo, Görtz oder Harbour 2nd.
Auftritt ZOÉ LU, und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende…. nein, so ist das nur im Märchen.
Die Realität schildert Jennifer Rüggeberg: „Wir waren auf der Premium Messe in Berlin, die Einkäufer der großen Modehäuser waren interessiert, trauten sich aber nicht, unsere Taschen zu ordern. Die erste, bange Frage war immer: ‚wo und in welchen Geschäften verkaufen Sie denn noch ZOÉ LU‘. Die Einkäufer wollten sich absichern.“
So kam die Idee mit Kaufhaus Beck. Und dem Konzept Popup.
Jennifer Rüggeberg: „Wir haben Beck kontaktiert, ihnen unser Konzept erklärt, es gab sofort Interesse. Dann trafen wir uns zum Termin. Wir präsentierten unsere Taschen vor der Abteilungsleiterin und zwei Verkäuferinnen. Alle waren begeistert – es ging ganz schnell, innerhalb von zwei Wochen stand unser Popup. Ursprünglich sollten wir nur einen Tag vor Ort sein, an diesem „100 Highlights“ Samstag, an dem 100 Marken inszeniert werden. Aus dem einen Tag wurden sechs Wochen!“
Annette Weber: Wer hat das „Shop-Konzept“ erstellt, man braucht ja auch eine dekorierte, ausgewiesene Fläche, die bespielt werden muss?
J.R.: Beck hat eine eigene Abteilung für Ladenbau. Wir haben zusammen überlegt, wie wir ZOÉ LU am besten präsentieren können. So kam die Idee mit dem runden Präsentationsteller mit verschiedenen Modulen, damit der Kunde unser Konzept gleich versteht. Die Ware lag gefächert, das sah toll aus. Unser Popup war klein, nur knapp 8 qm, aber direkt am Eingang vom Marienplatz. Man stolperte förmlich in den Stand. Und um uns herum die Großen der Branche, Lagerfeld, Cocchinelle, Furla, Abro, Bogner….
Annette Weber: Konkurrenz?
J.R.: Es gab uns unglaubliches Selbstbewusstsein, neben all den etablierten Marken gut zu bestehen. Qualitativ und preislich. Wir hatten super Feeback. Und bis jetzt gab’s keine Retouren. Außerdem war durch uns immer was los auf der Fläche, vor allem gute Stimmung! Davon haben auch die anderen Marken profitiert.
Unten: Rundes Modul für ZOÉ LU bei Kaufhaus Beck
A.W.: Das beste Learning?
J.R.: Der direkte Kontakt zum Kunden. Unbezahlbar. Die Kunden sind viel offener, aufgeschlossener und weiter, als die Einkäufer denken. Keiner hat gefragt, wo ZOÉ LU denn sonst noch verkauft wird. Am Anfang schlichen viele um uns herum, haben den Stand angeschaut und gerätselt, sich nicht getraut, zu fragen. Also gingen wir auf die Kunden zu. Wir erklärten das Modul-Prinzip mit dem Körper und den Klappen. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Eine Amerikanerin, auf Europa Tour, kaufte gleich drei Klappen, so hatte sie mehrere „Taschen“, die aber keinen großen Platz im Koffer weg nahmen. Die Klappen kann man ja legen. Eine andere Kundin war begeistert von der Idee, nicht jeden Morgen den Tascheninhalt von einer in die andere Tasche packen zu müssen. Am nächsten Tag schicke sie ihre Schwiegertochter vorbei.
A.W.: Hat sich das Popup auch finanziell gelohnt?
J.R.: Beck hat unsere Taschen geordert und bezahlt. Es war keine Kommissionsware. Die Verkaufszahlen wurden von Beck analysiert und ausgewertet. Dann hieß es, wir machen weiter. Nach einer Woche mussten wir nachliefern. Trotz mega Hitze und Pegida Demonstrationen haben wir super verkauft.
A.W.: Ward Ihr die ganze Zeit selbst vor Ort?
J.R.: Es bringt was, wenn Du als Designer vor Ort bist und das Personal mitreißen kannst. Es ist ja so: die Einkäufer sehen die Ware auf den Messen und sind begeistert, geben diese Begeisterung aber nicht an den Verkauf weiter. Denn: Wenn die Ware ausgeliefert wird, sind die Einkäufer schon wieder bei der nächsten Order, die Informationskette versiegt, der Enthusiasmus ist vorbei. In USA gibt es noch Trunk Shows zum Verkaufs-Push, aber bei uns ist noch viel Nachholbedarf. Wir sind große Fans von Popup und werden die Aktion bei Beck wiederholen.
A.W.: Wie wurden die Kunden auf ZOÉ LU und den Popup aufmerksam?
J.R.: Über alle Kanäle. Zeitungsbeilage in der „Süddeutschen Zeitung“, Flyer, für Top Kunden gab es Rabatt-Gutscheine für den Tag, außerdem Aktionen auf Instagram und Facebook. Es wurde auch angekündigt, das wir persönlich vor Ort sind. Beck veranstaltet diesen 100 Marken Tag zwei bis dreimal im Jahr, es gibt für die Kunden Cola, Wasser und Sekt zu trinken und für die Kinder Gummibärchen und Lakritze.
A.W. Für wen lohnt sich ein Popup?
J.R.: Für die Modehäuser lohnen sich Popups, weil sie jung und innovativ sind. Die Kunden möchten gerne etwas Neues sehen, ein tolles Einkaufserlebnis haben zwischen all den etablierten Marken, die sie schon kennen. Es ist ein anderer Spirit. Und für uns, die Designer, ist es kein großer finanzieller Invest. Ein kleiner Ladenbau…aber dafür trifft man neue Kunden, die man vom Produkt überzeugen kann. Ein Traum!“
A.W.: Pläne für ZOÉ LU?
J.R.: In unseren Online Shop gibt es jetzt die süßen Oktoberfest Flaps. Und ein neuer Popup steht. Am 8. Dezember in der Münchner Boutique „Amber Lounge“ in der Türkenstrasse 51. Wir freuen uns auf regen Besuch!
Unten: Die Macherinnen von ZOÉ LU, Jennifer Rüggeberg, Larissa Walter und Ulrike Heintz