Netzwerken 2017 – wir sagen nur: Bumble Bee…

Die Fantasie des Typen war schrill: erst wollte er mich ans Bett fesseln, dann mit der Peitsche schlagen und dann ….weiter las ich nicht. Es war mein letztes Tinder „Match“. Ich bin raus aus Tinder und rüber auf „Bumble“, das ist die Konkurrenz, nur schicker, mehr Elite.

Ich möchte nicht hochnäsig klingen oder irgendwelche rassistischen Vorurteile schüren, aber Tinder ist – für mich – eine Mischung aus Resterampe und Kuriositäten Kabinett, die Typen haben einfach kein Niveau mehr. Ich habe 200 mal gewischt und kein einziger war dabei. Statt dessen eindeutige Fotos und Offerten von Paaren auf der Suche nach einem Dreier. Da swipe ich nur noch nach links, left ist out, right ist in. Ehrlich, mir sind zu viele Assis auf Tinder unterwegs.

Auch beruflich ist da nichts mehr zu holen.

Ich nutze Dating Apps nämlich vor allem beruflich. Ich bin Stylistin. Als ich vor 2 1/2 Jahren von der Schweiz nach Los Angeles zog, fing ich an, mir über Tinder einen neuen Freundeskreis aufzubauen.  Das machten damals alle so.  Meine Altersgruppe ist 26 bis 38 und ich habe oft Männer geliked , weil sie in der Modebranche arbeiteten oder Fotografen waren. Ich ging nicht so sehr nach Optik, sondern nach dem Beruf.

Und tada, gleich eines meiner ersten Dates arbeitete bei einem großen Designer. Er nahm mich mit ins Atelier, ich lernte den Designer selbst kennen, der mochte mich, sah meinen Style und heuerte mich als Assistentin für seine Modeschau an. Eine unverhoffte Zusammenarbei, die ohne Dating App nie möglich gewesen wäre.

Tinder hat den Ruf eines Sex-Portals, das war damals aber anders. Deshalb bin ich ja jetzt auch bei Bumble. Da kommt man an anspruchsvolle Leute  – und deren Netzwerk. So lernte ich eine meiner besten Freundinnen durch die „BF“ Funktion kennen. „BF“ heißt Best Friends und bedeutet, dass man  auch gleichgeschlechtliche Kumpel sucht.

Das coole an Bumble ist, dass ich 24 Stunden Zeit habe, den Typen anzuschreiben. Das kann nicht zu blöden ersten Nachrichten kommen und ich kann meine Auswahl nochmal überdenken. Wenn ich mich langweile oder im Zug oder der U-Bahn sitze, immer wenn ich 5 Minuten Zeit tot schlagen muß, mache ich Bumble  an. Dann wische ich. Es ist ja nichts schwieriges.

Ehrlich gesagt, ist man dumm, wenn man sich nicht auf einer Dating App angemeldet. Vor allem in fremden Städten hilft es gewaltig.  Es ist doch viel cooler  einen Local zu haben, als sich alleine durch zu schlagen. Und man lernt auch gleich den Bekanntenkreis kennen.

Wie trifft man denn sonst neue Leute? Ping, durch Zufall auf der Straße? So weiß man wenigstens ein bißchen was von dem anderen.

Wobei: ich hatte einen langen Chat mit einem Typen aus Zürich – ich pendele zwischen der Schweiz und L.A. – und dachte schon ich hätte den Traumprinzen getroffen. Wir haben uns wochenlang geschrieben, es war total romantisch. Und als wir uns trafen, war er erstens viel kleiner als ich, er hatte mich diesbezüglich krass angelogen. Und zweitens war auch seine Art ganz anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Der Typ war ein arroganter, blöder Schnösel und ich war total enttäuscht. Seitdem chatte ich nicht mehr so lange, ich treffe mich lieber schnell. Es kommt eben doch auf die Chemie an, so  wie bei einem Bar Besuch im richtigen Leben.

Das wäre auch mein Tipp für Bumble Neulinge. Lieber schneller treffen! Und gute Fotos ins Netz stellen. Manche stellen Bilder rein, auf denen sieht man fast nichts. Da gibt es auch keine Likes. Immer mehrere Bilder rein stellen. Ganzkörper und Faceshot wäre gut. Man kann das Profil dann sogar auf Instagram verlinken, so habe ich gleich neue Follower bekommen. Allerdings waren ein paar Freaks dabei.

Aber ich habe noch nie tatsächlich eine negative Erfahrung gemacht und hatte auch nie Angst. Ich treffe die Leute immer öffentlich, in einem Café. Auch das ist mein Tipp:  nie zu den Leute nachhause gehen! Das Problem daran:  Wenn man sich lange schreibt, denkt man, man kennt den Menschen. Das ist aber nicht so und vielleicht ist der Traumtyp am Ende doch nur ein Psycho wie dieser Peitschen Heini auf Tinder…

Fotoquelle: Instagram