Zeig’ mir Deine Uhr, und ich sage Dir, wer Du bist! Ein amüsantes Gesellschafts-Spiel, das sich auch auf Autos, Handtaschen oder Schuhe übertragen lässt. Es macht Spaß, mal so richtig in die Vorurteilskiste zu greifen und (in-korrekteste!!!) Pauschalurteile zu fällen.
Was sagt uns zum Beispiel die Rolex „Submariner“ am Handgelenk eines mittelständischen Unternehmers? Gar Nichts, denn der trägt keine. Er trägt vielleicht eine Omega, eine IWC oder eine Glashütte, jedenfalls kein „erkennbares“ Statussymbol wie eine Submariner, die seinen Arbeitern das Gefühl geben könnte, er führe ein Luxusleben auf ihre Kosten.
Männer haben nur wenig Möglichkeiten, ihren persönlichen Geschmack mit Accessoires zu unterstreichen. Schnürsenkel, Krawatte, Kniestrümpfe, Manschettenknöpfe, das war’s auch schon. Uhren sind daher eine gewaltige Visitenkarte. Sie können nicht nur ticken, sie können auch sprechen.
Schauen wir uns das ikonische Foto auf dem Instagram Profil von Deutschlands erfolgreichstem Modeschöpfer Philipp Plein an. Die Diamant-gezuckerte Audemars Piguet selbstbewußt in die Kamera reckend, sagt er uns: I don’t give a f- – k. Ich kann mir alles – buchstäblich – erlauben. Welcher „seriöse“ Geschäftsmann würde sich das trauen? Eine öffentliche Zurschaustellung von Reichtum, Erfolg und Prunk. Eine Eigentumswohnung am Handgelenk, ein Klischee von Rotlicht und Millieu. Sagenhaft.
Plein ist in vieler Hinsicht ein Visionär. Früh hat er das Comeback und die Strahlkraft von Marken-Logos prophezeit – und darauf auch sein Geschäft aufgebaut.
Die Generation X trägt keine Uhr mehr. Sie guckt aufs Handy. Luxus ist ihr verdächtig. Für die Uhrenindustrie ist diese Generation verloren. Die Umsätze wanken, die Branche steht vor einem großen Fragezeichen.
Aber die Millennials, die Generation der nach 1990 Geborenen, die stehen wieder auf Logos, auf Marken und auf Statussymbole.
Zu beobachten in der Front Row bei Philipp Pleins Modeschau in New York. Da saßen meinungsführende Teenager und Twentysometings wie Tyga, Young Paris, Victor Cruz…die kennen Sie alle nicht? Es sind crazy gestylten Rapper mit doppelt so vielen Instagram-Fans wie Österreich Einwohner hat. Und sie tragen ALLE diamantbesetzte Gold-Uhren. Googeln Sie mal ASAP Rocky, Kanye West, Wiz Khalifa oder Justin Bieber mit dem Suchbegriff Luxusuhr. Dann schauen Sie bei E-Bay nach „Rapper-Watches“ und dann wissen Sie Bescheid. Diese coolen Over-the-Top-Markenbotschafter sind die Zukunft und die Chance der Uhrenindustrie. Make Luxury Watches Great Again.
Zurück nach Deutschland und zum Image. Besagte „Submariner“ beispielsweise ist eine der bekanntesten und beliebtesten Luxus-Uhren überhaupt und mit 5.500 Euro Anschaffungspreis die Einstiegspreisklasse in die Welt von Rolex. Es ist die Uhr für den Hugo Boss Anzug im 3er BMW, der mit den großen Hunden bellen geht….
Nein, das ist kein Rolex-Bashing – die Uhren sind großartig, haben einen phänomenalen Wiederverkaufswert, schon daher rentiert sich die Anschaffung.
Aber es gibt zig andere Luxus-Uhrenmarken mit einem von Marketingstrategen und großen Investitionen inszenierten Image. Ein Augenzwinkern-Test. Erkennen Sie sich?
Tudor, egal, welches Modell. „Zweitlinie“ von Rolex. Wie Champagner von Aldi: gut & günstig, kann man machen…aber eigentlich will man doch den Moët
Tag Heuer „Formula 1“ (ab ca. 1.000 E) Herrchen sitzt in Ibiza am Jockey Club und trinkt Sangria Cava. Erste Reihe, fußfrei. Hobbys: Hockey oder Tennis
Jaeger LeCoultre, „Reverso“ (ab ca. 3.200 E) Architekten-Uhr. Straight und ostentativ Image-neutral. Fast arrogantes Tiefstapeln. Das klassische Art Déco Design lässt auf Kunstsinn schließen
Omega „Speedmaster“ (ab ca. 4.500 E) Besitzer ist (N)Espressotrinker, fährt Ski in St.Anton und trägt Schuhe von Timberland. Uhr für Vernunftmenschen: Image, Technik, Preis, alles okay
Cartier „Ballon Bleu“ (ab ca. 5000 E) Besitzer geht zur Maniküre und nicht mal zum Strand im T-Shirt. Arbeitet (gerne!) in einem internationalen Groß-Konzern. Das kann natürlich auch alles falsch sein, und Sie heißen Justin Bieber.
IWC „PORTUGIESER“ (ab ca. 5.500 E) Maskulin, aber ohne Testosteron. Du weißt, wie spät es ist und die andern wissen, was es geschlagen hat. Styler-Uhr!
Chopard „Mille Miglia GTS“ (ab ca. 6000 E). Mittvierziger Mittelständler im Hoch-Tiefbau-Bereich, fährt S-Klasse, trinkt Boxbeutel und daheim liegen die Perser-Teppiche
Audemars Piguet „Royal Oak“ (ab ca. 15.000 E) Aktuelle Kult-Uhr und Erkennungszeichen junger Start-up Millionäre. In Rosegold ein Ällabätsch, ich hab’s geschafft und pfeife auf Konzern-Gedöns
Hublot „Big Bang“ (ab ca. 18.000 E). Uhr für Lederallergiker, die Schuhe aus Plastik tragen (Von Adidas Yeezy Boost, ab 2.000 E). Zum Pelzmantel von Gucci passt der Lamborghini. Beruf: Rapper, Dealer oder beides
Patek Philippe „Calatrava“ (ab ca. 25.000E) Der Besitzer geht leise und im Brioni-Smoking in die Wiener Staatsoper, wo er Galerie, 2.Reihe Mitte sitzt. Wegen der Akustik
Rolex „Daytona“ , Weißgold (ab ca. 32.000 E) Ganz hohe Schule, fast subversiv. Den (hohen) Preis fürs Weißgold sieht man nämlich nur, wenn man die Rechnung bezahlt
Richard Mille „Felipe Massa RM 11-03“ (ab ca. 140.000 E) New Billionaire Kid on the block. Oligarch, Tycoon oder Formel 1 Pilot, der Träger ist garantiert NICHT Deutsch und hat hübsche rumänische Bitches in the back….
Fotoquelle: Instagram
Herrlich amüsant, Philipp Plein habe ich bisher allerdings immer eher als den etwas hochwertigeren Robert Geiss gesehen. Too much Bling Bling, Glitzer Lack und Nieten aber sympathischer Typ. Mein Liebster ist dann wohl am ehesten der Omega/ Glashütte Typ, verliert aber jede Uhr und hat daher seine Statussymbole von Rotel (statt Rolex) im Musikschrank und hört alternative Luxusmucke in Adiletten, Bandshirt und abgeschnittener 501….. also völlig ‚zeitlos’… I love it