Pfingst-Montag, Mittagsbuffet im ultraschicken Hotel Cala di Volpe auf Sardinien. Bei der Prosciutto Station treffen sich zwei Damen der deutschen Society. Beide zufällig im gleichen Kimono von Gucci. Kann passieren. Das eigentlich Pikante: der eine Kimono war die Kopie – von Mango. Eine peinliche Situation? Beide Damen lachten und gingen zurück zu ihren Tischen. Die Trägerin des Originals fühlte sich bestimmt schicker und moralisch überlegen, die Dame in der Kopie freute sich vielleicht über ihr gelungenes Schnäppchen und war stolz auf den guten Deal. Bei uns am Tisch entbrannte eine muntere Diskussion: Ist es okay bei einem Billigheimer zu shoppen?
Nächstes Beispiel: Gestern hat uns Glamometer Stylistin Alex Krüsi (oben im Foto im Zara Total-Look) durch ihren Kleiderschrank geführt, ein Drittel davon sind Blusen, fast alle von Zara. Da die Münchnerin, wie viele andere Frauen auch, ein bißchen aufs Budget achtet, kauft sie häufig bei der spanischen Kette, aber auch gelegentlich bei Mango, H&M oder Topshop.
Was spricht für, was spricht gegen den Kauf bei einem vertikalen Anbieter? Gedanken von Alex Krüsi und Annette Weber
Alex Krüsi:
- Klar frage ich mich manchmal, wie es sein kann, dass man bei Zara für 30 Euro eine Hose bekommt, aber dann überwiegt bei mir doch die Lust auf tolle Mode. Die Preise sind einfach unschlagbar!
- In Sachen Copyright: ich kaufe den „Look“, aber nicht die direkte „Kopie“. Eine moderne Kick Flare Jeans zum Beispiel ist okay, oder eine dekonstruierte Bluse. Aber der Gucci-Kimono, das geht dann doch zu weit. Wenn man schon zehn Meter gegen den Wind am Material erkennt, dass es sich um eine billige Nachahmung handelt, lasse ich die Finger davon.
- Ich kaufe bei Zara eher Klassisches, weil das immer hochwertig aussieht.
- Außerdem ist Massenware im modischen Bereich schneller erkennbar. Offensichtliche Kopien fallen eher ins Auge als ruhige Basics, die man mit schönen Accessoires individualisiert. Apropos: Auch Modeschmuck und Schuhe sind bei Zara okay.
Annette Weber:
- Als Mode-Journalistin achte ich die kreative Leistung eines Designers und als Kundin schätze ich herausragende Qualität. Legen Sie mal einen Mantel von Max Mara neben die „Interpretation“, dann wissen Sie, was ich meine. Aber, zugegeben, nicht jeder kann sich einen 1000- Euro-Mantel leisten.
- In Zara fühle ich mich immer … wie in Zara. Es gibt Labels, darin fühlt man sich um Klassen besser. Aber Günstig-Mode bringt dem Selbstbewusstsein rein gar nichts.
- Mich nerven die übervollen Umkleidekabinen. Daher kaufe ich bei Zara „auf Verdacht“ , was nicht passt, wird umgetauscht. Die Rücknahme Politik ist generös.
- Für den Sommerurlaub statte ich die ganze Familie bei Zara aus. Ich habe dann immer Lust, etwas anderes zu trage, mehr casual und entspannt als schick und glamourös. Für meine Männer gibt es Shorts und Bermudas, für mich Strand-Kleider und bestickte Folklore-Tops
Fotoquelle: Instagram
Ich bin bei diesem Thema auch zwiegespalten.
Einerseits liebe ich es, jeden Trend der mir gefällt mitmachen zu können.
Aber eben nur aufgrund des Preises.
Andererseits sehe ich massive Probleme hinsichtlich der Nachhaltigkeit.
Außerdem finde ich dass das Design des Künstlers gewahrt werden sollte und sich nicht auf dem Grabbeltisch bei Zara etc wiederfinden sollte.
Liebe Katharina, das größte „Problem“ bei Zara ist tatsächlich die Nachhaltigkeit bzw. die Umweltbelastung. Das ist Inditex, dem Mutterkonzern, natürlich bewußt und es wird auch daran gearbeitet. Letztendlich bestimmen wir, die Konsumenten, wie die Marschrichtung läuft….