Beitragsfoto: Fashion Week 2018, Berlin. Annette Weber in einer Bluse von Strenesse und einem Rock von Max Mara
Berlin, die Hauptstadt Deutschlands ist in vielem Vorreiter – nur nicht in Sachen Mode. Schon der „Streetstyle“, also das, was „normale“ Berliner auf den Straßen so tragen ist….nicht so schick wie sonst in den Metropolen der Welt. Nicht so crazy wie in Seoul, nicht so lässig wie in Kopenhagen, nicht so edel wie in Mailand, nicht so schick wie in New York.
Berlin ist anders. Wer hier modisch gekleidet ist, tut sich schwer, wird eher kritisch beäugt, als frenetisch gefeiert. Die Branche wollte Fuß fassen. Und alle kamen von Düsseldorf, der Fashion Hauptstadt der Bonner Republik, in die coole Hauptstadt. Party war angesagt. PARTY. PAAAARTY. Heiße Nächte, heiße Zechen. Doch das Geschäft?
Messen kamen und gingen, Designer zeigten hoffnungsvoll ihre Schauen und kehrten der Stadt enttäuscht wieder den Rücken, Sponsoren machten Pause, es harkt.
Die „Fashion Week“ gibt es ja eigentlich gar nicht. Nicht als einheitliche Veranstaltung. Es gibt die Premium Messe mit ihren Ablegern, es gibt einen lockeren Schauen-Plan, maximal 4 Defilees am Tag, es gibt Showrooms, die ihre Kollektionen präsentieren und es gibt Meetings & Greetings. Aber der Terminplan ist nicht so eng wie etwa in Mailand oder Paris, wo man kaum Verschnaufpausen hat.
Berlin ist fashionmäßig im Schrumpf Modus. Trotzdem kommen alle gerne. Wegen der Events – vorwiegend.
Was anziehen? Was anziehen, wenn man fotografiert wird, wenn man als Influencer gebucht ist, wenn man weiß, dass alle gucken, weil man selber auch guckt.
Hier meine Top 5 Liste für eine stilvolle Fashion Week Garderobe
1.Respekt. Eine Modeschau kostet sehr viel Geld, fünfstellig und darüber, bis alles bezahlt ist…. es sind ja nicht nur die Musterteile für die Show, die Models, die Haar- und Make-up Artisten. Es müssen ja auch die Beleuchter bezahlt werden, die PR-Leute, die Einladungen, die Security. So ein Modeschausitzplatz kostet pro Person locker 200 Euro – da kann man sich als Gast schon mal in Schale werfen. Mir fehlt bis heute jegliches Verständnis, wenn sich Besucher einer Fashion Show lieblos anziehen. Es muss ja nicht der teuerste Fummel aus der neusten Kollektion des Gastgebers sein. Es genügt, sich einfach ein bißchen schön zu machen. Dem Anlass entsprechend. Es ist eine Frage des Respekts.
2.Wenn ich meine Fashion Week Garderobe zusammen stelle, fange ich immer mit den Accessoires an. Top Schuhe, extravagant, neu. Neu heißt neue Saison, bei einer Fashion Week darf man keine abgetragenen Schuhe tragen. Auch wenn man – wie im Berliner E-Werk, wo die meisten Schauen stattfinden – halsbrecherisch über Kopfsteinpflaster balancieren muss. Der Trage-Grund „Bequemlichkeit“ fällt grundsätzlich weg. Wir sitzen ja nicht gemütlich auf der Wohnzimmer Couch. Sondern in der Frontrow eines Designers. Ich packe auch viele Taschen ein, ausschließlich kleine Clutches übrigens, denn eine extravagante Tasche kann einen Look drehen. Und bei der Fashion Week ist eine Abend-Tasche durchaus auch tagsüber angebracht.
3.Neuzugänge sind bei mir dieses Jahr Sonnenbrillen. Ich reiste mit über 10 verschiedenen Sonnenbrillen nach Berlin. Und dann kamen noch welche dazu. Eine Sonnenbrille hält nicht nur die Hochsommersonnenstrahlen ab – sie macht den Look auch rund, setzt einen wichtigen Akzent. Ich habe schräge Brillen dabei, die superschlichten Outfits einen Hauch Wagemut verleihen. Ich habe sexy Brillen, edle Brillen, angeberische Brillen…alles dabei und das Beste: Brillen nehmen im Koffer nicht soviel Platz weg!
4.Kleider sind sooooo instagramable. Eigentlich mag ich keine Kleider. Ein Kleid ist ein Kleid und kein Styling, es sieht immer gleich aus…FÜR MICH. ABER: ein Kleid wirkt auf Fotos immer toll. Es ist ein No-Brainer. Mein Roter Teppich Tipp für Anfänger: im Zweifel ein schickes Kleid anziehen , zack, fertig. Ich habe mehrere zur Auswahl hier in Berlin, ein Flatterdress von Etro, ein Etui-Kleid von Sportalm Kitzbühel, ein Kimonokleid von Strenesse.
5.No Jeans? In Mailand, Paris oder New York würde ich zur einer Modeschau niemals Jeans tragen . Sie sind zu „normal“ für die Streetstylefotografen, darin geht man unter. In meinem Privat-Leben trage ich ausschließlich Denim-Hosen, sie sind mein Markenzeichen. Aber nicht für eine große Fashion Week. Anders in Berlin. Hier haben Jeans durchaus Blitzlicht Potenzial. Cooles (oder glamouröses) Top dazu, kein Problem. In Berlin läuft es nämlich anders mit den Fotografen. Automatisch wird jeder Celeb fotografiert, egal, ob er etwas tolles an hat. oder nicht, Hauptsache prominent. So kommt es, dass die Berliner Fashion Week imagemäßig einen schlechten Ruf bekommen hat. Was habt IHR denn für schreckliche Mode-Leute wird man im Ausland immer geneckt. Es sind aber keine „Mode Leute“, es sind meistens nette Stars oder TV-Schauspielerinnen, die einfach keinen Stylistin bezahlen wollen und sich dann nach Lust und Laune anziehen. Trend? Stil? Alles Quatsch, wir sind doch in Berlin. Wie gesagt: hier kommt es darauf an, wer Du bist, nicht was Du an hast. Das ist im normalem Leben toll. Aber in der Mode ein bissl verflixt……
Ja, Berlin und Mode ist irgendwie den Bock zum Gärtner gemacht. Es geht Streetstyle und kein Stück mehr. Die Konzentration darauf würde Berlin gut tun, modemutig sind fast immer nur die Touristen aus aller Welt und anderen Landesteilen Deutschlands.
Generell hat es Mode in Deutschland schwer. Ich kann mir vorstellen, dass Berlin ein hartes Brot ist, anderseits ein irritierend gebrochener und spannender Ort ist, der Neues gerade herausfordert. Man kann allen Touristen nur dankbar sein.