Glamometer: Herr Pilz, alle machen sich verrückt, der Valentinstag Countdown läuft…
Andreas Pilz: …und schenken rote Rosen! Dabei sind die am Valentingstags am teuersten, weil es ja nur ein gewisses Kontingent gibt. Blumen sind ein nachwachsender Rohstoff. Es ist wie an der Börse, die Nachfrage regelt den Preis. Am Valentinstag kostet etwa eine „Red Naomi“, das ist eine zur Zeit sehr angesagte Sorte, je nach Länge und Qualität bis zu 10 Euro das Stück, der Wahnsinn. Baccara Rosen gibt es übrigens nicht mehr, die haben sich überholt. Die angesagten Sorten sind die tief samtrote „Explorer“, die sich langsam üppig öffnet oder die sinnlich duftende „Extase“, die allerdings nur selten erhältlich ist.
Glamometer: Welches sind die Qualitätskriterien bei Rosen?
Andreas Pilz: Die Länge des Stiels und die Größe des Kopfes, also das Gewicht. Je schwerer desto teuerer.
Glamometer: Warum sind Baccara Rosen denn out?
Andreas Pilz: Viel charmanter ist es doch seiner Frau oder Freundin etwas individuelles zu schenken. Das zeigt, dass man sich Gedanken macht. Es kann die Lieblingsfarbe sein, ein Erlebnis, oder, wenn man verheiratet ist, welche Blumen im Brautstrauß waren.
Glamometer: Die schlimmste Sünde am Valentinstag?
Andreas Pilz: Ein Strauß von der Tanke! Der ist noch schlimmer als rote Rosen. Tankstellensträuße sind einfach unfassbar häßlich, weil sie aus Komplementärfarben, also aus kontrastierenden Farben wie Gelb, Rot und Blau gebunden sind. Das finden Männer ganz okay, aber Frauen einfach schrecklich. Und was auch schlimm ist: rote Plastikherzchen im Strauß!
Glamometer: Und was finden Frauen hübsch?
Andreas Pilz: Peach Töne, von Rosé über Koralle bis Lachs, das sind auch die gängigen Modefarben. Da bewegen wir uns im Pastellbereich. Alles, was aufgehellt ist, alles was harmonisch ist, findet man jetzt schön. Keine großen Kontraste, weder in der Form, noch in der Farbwelt. Leichte, weiche Blumen wie Mohn, Wicken, Anemonen bestimmen den Trend. Schwere Blumen wie Ginger Blüten, Sonnenblumen oder Gerbera sind out. Überhaupt ist die Gerbera der Granny Smith Apfel unter den Blumen. Die hat doch keinerlei Ausdruck, da kann man gleich eine Plastikblume hinstellen!
Glamometer: Und bei Sträußen, gibt es da auch eine Mode?
Andreas Pilz: Man geht weg von den so genannten „Dior Sträußen“, diese halbrund gebundenen Rosensträuße, Rose an Rose, ganz dicht. Jetzt bindet man locker, kurz, aber mit viel Luft, so dass sich die Schönheit und Einzigartigkeit jeder einzelnen Blüte zeigen kann. Früher hat man wie folgt gebunden: eine Rose in der Mitte, dann kam Grünzeug, dann eine Reihe mit drei Rosen, wieder Grünzeug, das war’s und natürlich: Schleierkraut. Heute soll es unaufällig aussehen, in der modernen Floristik darf man kein System erkennen können.
Glamometer: Früher gab es richtige Regeln????
Andreas Pilz: Ja klar! Man durfte keine gerade Zahlen binden oder Nelken schenken, weil die mit Trauer verbunden waren. Das alles haben wir über Bord geworfen. Heute ist man sinnlicher geworden. Früher band man 200 Rosen, heute macht man eine richtige Komposition. Immer mit einem kleinen Stilbruch, wie in der Kunst. Du brauchst einen Akzent, eine kleine Störung, der übrigens maximal 5 Prozent ausmachen darf. Sonst wirkt es langweilig, zu harmonisch.
Glamometer: Ordentlich was los bei Ihnen am Valentinstag?
Andreas Pilz: Ja, es wird immer mehr. Vor 20 Jahren, kamen die Männer vereinzelt aber heute stehen sie Schlange.
Glamometer: …und verlangen die roten Rosen
Andreas Pilz: Der Mann kommt rein und ist ahnungslos und schaut sofort auf die roten Rosen. Männer haben einfach keine Ahnung was Blumen kosten, man kann ihnen das nicht übel nehmen, sie kaufen ja nicht so oft einen Strauß. Die Männer nennen den Preis, den sie ausgeben möchten, ganz oft sind das 20 Euro. Aber dafür kriegst du genau 2 Rosen und die würde die Freundin ihnen bestimmt um die Ohren hauen. Wir kommen dann mit Beratung und den Worten: ist Ihnen Ihre Freundin nicht vielleicht 10 Euro mehr wert, und versuchen Alternativen anzubieten.
Glamometer: Was kostet denn ein anständiger Strauß?
Andreas Pilz: Zum Valentinstag sollte man minimum 39 Euro ausgeben. Aber wenn es das Budget nicht hergibt, dann lieber eine Einzelblüte kaufen, wie eine pinkfarbene Pink Floyd Rose. Die wirkt wunderschön, weil sie groß aufgeht. Zusammen mit einem Eukalyptuszweig. Das kostet zusammen 7 Euro und sieht spektakulär aus!
Glamometer: Ein Bouquet selbst zusammen stellen ist also eine gute Idee!?
Andreas Pilz: NEIN!!!! Das schlimmste ist, wenn Männer selbst kreativ werden. Eigentlich soll gar keiner kreativ sein im Blumenladen, außer dem Floristen, der hat es ja gelernt. Sonst kommen nämlich vogelwilde Kreationen zustande. Da werden Strelizien, diese Papageien-Blumen, tatsächlich mit Tulpen gemischt, allein der Größe wegen funktioniert das natürlich nicht.
Glamometer: Der schönste Valentinstagsstrauß, den Sie je gebunden haben?
Andreas Pilz: Ein Bouquet aus altenglischen Rosen in einer gigantischen Amphore. Die ganze Inszenierung war spektakulär. Ein Mann hatte hat seiner geliebten Frau einen ganzen Saal in der Residenz gemietet mit einem Flügel darin und eben unserer Rosen Amphore. Das Piano Konzert war nur für seine Frau und sehr romantisch!
Glamometer: Es heißt ja immer, dass der Valentinstag eine Erfindung der Blumen-Looby sei…
Andreas Pilz: Das googeln Sie mal besser nach, das stimmt überhaupt nicht. Aber ich bin auch der Meinung, dass man keinen Anlass wie den Valentinstag braucht, um Blumen zu schenken. Es ist doch schön, die Angebetete auch unterm Jahr mal mit Blumen zu überraschen!