Das erste Mal konnte ich es nicht glauben. Niki hatte sich tagelang am Kopf gejuckt. Nicht schlimm, nur ein bißchen, so mittel, dass es nicht auffiel. Ich dachte, dass die warme Heizungsluft oder die zu enge Mütze die Verursacher waren. Dann bekam sie „Schuppen“. Ich war noch immer naiv, oder ich wollte es nicht wahr haben. Ich nahm eine Lupe….
..und eine krabbelnde Laus hüpfte mir mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit direkt in die Lupe entgegen. Ich schrie wie verrückt, vor Schreck und vor Horror, ich hatte nie zuvor eine Laus gesehen und hatte auch nicht damit gerechnet, dass diese Parasiten in unserer zivilisierten Welt überhaupt noch existieren! Bei uns daheim ist alles sauber. Blitzsauber sogar. Auch Nikis Kleidung ist sauber. Sie spielt auch nicht im Dreck, sondern in einem gepflegten Privat-Kindergarten oder bei uns im Garten. Aber Kopflausbefall, das sollte ich später lernen, ist kein Hygieneproblem. Jeder Mensch – ganz egal wie sauber und ordentlich – kann sich mit Kopfläusen anstecken. Es hat überhaupt nichts mit Unsauberkeit zu tun.
Läuse sind total ansteckend und krabbeln direkt von einem Kopf zum anderen, z. B. wenn Kinder beim Spielen die Köpfe zusammenstecken. Selbst häufiges Haare waschen schützt nicht vor einem Befall. Im Gegenteil! Sauberes Kopfhaar ist weniger fettig. Das mögen Läuse besonders, weil sie sich darin noch besser bewegen können.
Jedenfalls war es schon abends, nach Ladenschluss, als ich Nikis Läuse „entdeckte“, ich zitterte vor Ekel und Aufregung und mein Mann fuhr in die Nacht Apotheke und brachte Läuseshampoo, ein Fluid sowie einen Nissenkamm. Kopfläuse sind Parasiten, die auf der behaarten Kopfhaut leben und sich als „Schmarotzer“ vom Blut des Menschen ernähren. Ähnlich wie Mücken sind sie mit einem Stech- und Saugrüssel ausgestattet, mit dem sie mehrmals täglich Blut saugen. Je nachdem, ob sie mit Blut vollgesaugt sind oder nicht, erscheinen sie dann hell- bis dunkelbraun. Bei Niki waren sie eher hell, aber das war mir egal, die Dinger mussten runter, so oder so.
Niki schrie und weinte. Erst mußte das Fluid einwirken, dann wurde shampooniert, dann kam die Sache mit dem Nissenkamm. Der Nissenkamm hat ganz feine, nah bei einander stehende sehr lange Zinken und es tut höllisch weh, wenn man damit durch die Haare fährt. Man hat das Gefühl, die Haare auszureißen. Es war schrecklich. Es tat nicht nur weh, es war auch alles voller Nissen. Ein Alptraum. Niki wollte an dem Abend bei uns im Bett schlafen, und so steckte sie wohl auch meinen Mann an.
Das Infektionsschutzgesetz verpflichtet Eltern dazu, der Betreuungseinrichtung den Lausbefall zu melden. Damit hat die Einrichtung die Möglichkeit alle Eltern zu informieren. Ich rief also am nächsten Tag beschämt im Kindergarten an und ließ Niki zwei Tage daheim. Es war mir irre peinlich und ich kam mir irgendwie „schuldig“ vor, so wie eine Verbrecherin. In Schulklassen oder im Kindergarten ist die Ansteckungsgefahr besonders groß, da die Kopfläuse durch den engen zwischenmenschlichen Kontakt sich leicht weiterverbreiten. Nach Erkältungskrankheiten ist Kopflausbefall die zweithäufigste ansteckende Erkrankung im Kindesalter. Der Kindergarten nahm die Sache gottseidank verhältnismäßig entspannt.
Ich aber hatte Stress. Ich verschweißte unsere Kissen, Bettbezüge und Mützen drei Tage in einen Plastikmüllsack. Nikis Kuscheltiere mußten für einen Tag in die Tiefkühltruhe, bei ca. -18°C verenden die Läuse! Schlafanzüge, Bettwäsche und Handtücher wurden gewechselt und bei 60°C gewaschen. Und dann reinigte ich alle Bürsten und Kämme in heißer Seifenlauge. Da ich hysterisch bin, reinigte ich auch unsere Polstermöbel und die Teppiche, obwohl das eigentlich nicht nötig ist. Aber ich ekelte mich halt!
Als mein Mann dann auch noch Läuse bekam, war ich kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich verfrachtete ihn für zwei Nächte auf die Wohnzimmer Couch. Danach war er lausfrei, aber Niki hatte wieder Befall. Alles nochmal von vorne! Die ganze die Arie mit den Mülltüten und der Tiefkühltruhe. Vom Ekel ganz abgesehen.
Auch ich bekam Läuse. Theoretisch. Es juckte mich die ganze Zeit am Kopf und ich kratzte wie wild. Ständig fuhr ich mit dem Nissenkamm durch meine Haare und überprüfte das Ergebnis mit der Lupe. Aber da war nichts. Es war ein Psycho-Befall….
Der Behandlungserfolg oder -misserfolg einer Lauskur hängt vor allem an der korrekten Anwendung der Läusemittel. Und nein, wir ließen die Mittel nicht zu kurz einwirken und ich verteilte das Fluid auch nicht zu sparsam auf den Köpfen meiner Lieben. Ich weiß auch nicht, an was es lag. Gerade bei wiederholtem Kopflausbefall ist es extrem wichtig 8 bis 10 Tage nach der ersten Behandlung eine zweite Behandlung durchzuführen. Mit Hilfe dieser Wiederholungsbehandlung kann man nachgeschlüpfte Larven abtöten. Das alles habe ich gemacht.
Ich befürchte mittlerweile, dass das Problem an den Eltern im Kindergarten liegt. Ich traf eine Mutter zufällig bei uns im Supermarkt, fragte sie natürlich nach möglichem Lausbefall ihrer Tochter – und sie reagierte seltsam. Ich glaube, die Tochter hatte welche, aber die Mutter traute sich nicht, es zu zu geben. Das ist unverantwortlich. Ehrlich, ich habe mich ja auch geschämt aber durch meinen Anruf konnte ich viele Mütter vor meinem „Horror“ bewahren. Dieser Mutter war das egal.
Deshalb bleibt Niki bis Weihnachten erst mal daheim. Oder bis es draußen unter Null Grad kalt wird und friert. Dann sterben Läuse nämlich ganz schnell ab.
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😂😂😂das wird nicht das erste und nicht das letzte mal mit Läusen gewesen sein. Das hatte ich vor 33 Jahren auch mit meiner Tochter welche damals ganz lange Haare hatte. Ich dachte ich muss ihr eine Glatze rasieren jedoch der Kinderarzt beruhigte mich und gab mir ein Shampoo welches wahre Wunder bewirkte! Also alles halb so schlimm nur man muss agieren und nicht auf alle anderen hoffen. Das ist der größte Fehler der meisten. Also Resümee … sofort dagegen angehen. Die besten Grüße Ania Nuber